„Durch die heute vom Land vorgelegte Bestandsaufnahme wird der große Mangel an Industrie- und Gewerbeflächen in Brandenburg nochmals deutlich. Damit liegen endlich zu Bestand und Potenzial aktuelle Zahlen für das gesamte Land vor. Nun kann und muss alles unternommen werden, vorausschauend den Bedarf zu decken. Darauf haben wir IHKs seit Jahren immer wieder hingewiesen.“ Das sagt Ina Hänsel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Potsdam für die brandenburgischen IHKs zur heutigen Vorstellung des „Gewerbe- und Industrieflächenkonzeptes für das Land Brandenburg“ im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Energie im Potsdamer Landtag. „Die Hauptstadtregion kann für Unternehmen aus aller Welt ein attraktiver Standort sein. Dazu müssen zügig die Weichen gestellt werden, denn der Wettbewerb um Wirtschaftsansiedlungen wird in Zukunft noch viel härter sein.“

Die regionale Wirtschaft begrüßt, dass das Landesgutachten Wege zur konkreten Umsetzung von Maßnahmen der Gewerbeflächenentwicklung aufgreift und dabei eine aktive Rolle des Landes Brandenburg vorsieht. Die Überarbeitung der GRW-I-Förderrichtlinie, die Errichtung eines Entwicklungsfonds sowie die Unterstützung der Kommunen im Bereich Projektentwicklung gehen in die richtige Richtung und müssen zügig umgesetzt werden.

Neubewertung wegen Corona, Krieg und Klimawandel

Zahlreiche Standorte müssten dazu neu bewertet werden: Durch die Lieferkettenprobleme in Folge von Corona, des Ukrainekonflikts sowie der Diskussionen um den Klimawandel haben sich Rahmenbedingungen stark verändert. Der Aufbau zusätzlicher Lagerkapazitäten, die Rückverlagerung von Betriebsteilen aus dem Ausland sowie Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und auch die Energieversorgung verstärken nun noch die Nachfrage, so die IHK-Präsidentin.

Hänsel sagt: „Insbesondere Industrieflächen in einer Größenordnung um die 100 Hektar müssen verstärkt angeboten werden, um Großansiedlungen auch zukünftig zu ermöglichen. Deshalb muss das Land Brandenburg dafür sorgen, dass die Kommunen finanziell in die Lage versetzt werden, eine umfassende Flächenvorsorge vorzunehmen.“

Magnetwirkung von Grünheide

Spätestens mit der Ankündigung eines amerikanischen Automobilherstellers, sich im brandenburgischen Grünheide anzusiedeln, seien die Anfragen nach Gewerbeflächen in die Höhe geschossen. Ansiedlungen solcher Größenordnung – hier 300 Hektar – führen jedoch nur zum Erfolg, wenn die Flächen schon planungsrechtlich gesichert sind. Schnelligkeit ist entscheidend, weshalb sich vorausschauende Planung und Beharrlichkeit der Kommune dort jetzt auszahlt.

Das Beispiel zeigt: Fast eine halbe Million produzierte Elektro-Fahrzeuge und die Schaffung von bis zu 12.000 Arbeitsplätzen mit einem Investitionsvolumen von rund 4 Milliarden Euro in der ersten Ausbaustufe forciert sowohl Erweiterungen bei bestehenden als auch die Ansiedlung von neuen Unternehmen. Das verstärkt die bereits vorhandene Knappheit an verfügbaren Industriegebieten im Osten Brandenburgs zusätzlich, zumal in den vergangenen fünf Jahren knapp 4.000 Unternehmen den Wirtschaftsstandort Berlin verlassen haben, wovon ungefähr ein Viertel im Land Brandenburg eine neue Perspektive fand. Die Region östlich Berlins galt lange Jahre weniger interessant für Investoren, weshalb der Bestand an verfügbaren Gewerbeflächen als ausreichend angesehen wurde. Dies gelte es nun völlig neu zu bewerten.

Großes Potenzial bei Seddin

Für den Westen des Landes beispielsweise hatte die IHK Potsdam ihrer Studie „Wirtschaftsprofil und Gewerbeflächengutachten 2025 – Potsdam-Mittelmark (2019)“ ein großes wirtschaftliches Entwicklungspotenzial für den Landkreis nachgewiesen. Die aktuelle vom Land Brandenburg geplante Entwicklung eines Hochtechnologiestandortes auf einer Fläche von rund 300 Hektar zwischen dem Seddiner Güterbahnhof sowie den Autobahnen A 10 und A 9 geht demzufolge genau in die richtige Richtung. Dieses Projekt mit überregionaler Bedeutung im europäischen Maßstab zeigt das große wirtschaftlich Potenzial und zu Recht das neue Selbstbewusstsein der Hauptstadtregion.

Nacharbeit für Lausitz und BER

Die neue Studie zeigt ebenfalls, dass in einigen Landkreisen in der Lausitz durchaus noch Flächen verfügbar sind. Eine genauere Betrachtung legt jedoch offen, dass es deutlich weniger direkt vermarktungsfähige Grundstücke gibt. Diese Voraussetzung ist für Investoren aber ausschlaggebend für eine Ansiedlungsentscheidung. Für den dortigen Strukturwandel ist es daher wichtig, genau solche vermarktungsfähigen Flächen vorzuhalten.

Die Flächenverfügbarkeit im Umkreis des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) indes zeigt sich noch wesentlich angespannter. „Eine gesteuerte Entwicklung muss hier im Vordergrund stehen, um bereits bestehende Probleme in der Infrastruktur nicht noch zu vergrößern und damit den Wachstumsmotor ins Stottern zu bringen“, sagt die IHK-Präsidentin.

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) ist eine Kooperation der drei Industrie- und Handelskammern im Land Brandenburg. Sie vertritt die Interessen von etwa 160.000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.

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