Vom Camembert in der runden Verpackung aus Pappelholz über Klopapier auf Paletten bis zu Hightech-Maschinen in großen Kisten: Holzverpackungen sind für Verbraucher und Unternehmen allgegenwärtig. Getreu dem Motto „Vermeiden – Wiederverwenden – Recyceln“ will die Europäische Kommission nun Verpackungen noch stärker regulieren. Egal, ob sie aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz oder aus fossilen Rohstoffen sind. Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. fordert deshalb, in dem Verpackungs-Paket aus Brüssel klar und unmissverständlich zwischen erneuerbaren Materialien wie Holz und solchen auf fossiler Basis zu trennen und den Verwendungszweck differenziert zu betrachten.

Die EU-Kommission hat sich mit ihrem Vorschlag zu Verpackungen und Verpackungsabfällen (PPWR) das nächste dicke Brett für ihren „Green Deal“, ihren Grünen Pakt, vorgenommen. Auf 172 Seiten breitet sie im Verordnungsentwurf ihre Pläne für mehr Wiederverwertung und Recycling aus, von Minderungszielen beim Verpackungsabfall bis zu Mehrwegquoten für Verpackungen. „Die EU-Kommission hat viel Papier aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz beschrieben, doch leider hat Brüssel in Punkto Verpackungen vergessen, der zentralen Eigenschaft des Holzes als nachwachsendem Rohstoff gerecht zu werden“, kritisiert HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner und erläutert: „Stattdessen wird beinahe schon krampfhaft versucht, die Ideen regulatorischer Anforderungen inklusive überbordender Bürokratie für Kunststoffe nun auch Holz und allen anderen Materialien überzustülpen.“ Allein rund drei bis vier Milliarden Paletten sind nach Angaben des europäischen Branchenverbands FEFPEB in der EU ständig in Umlauf. Dabei binden sie zusammen rund 100 Millionen Tonnen CO2. „Das zeigt: Holzverpackungen sind ein wertvoller mobiler Kohlenstoffspeicher. Sie sind für die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs ebenso unverzichtbar wie für die produzierende Industrie, die Exportwirtschaft und die kritischen Infrastrukturen. Fast alles wird in oder auf Holzpackmitteln und Paletten transportiert. Darauf basieren der nationale und grenzüberschreitende Warenverkehr sowie die Logistikketten. Das wird schlichtweg vergessen“, kritisiert Kirschner.

Gründlichkeit und Versorgungssicherheit beachten
Auch an anderen Stellen des aktuellen Kommissionsvorschlags fehlt es nach Auffassung des HPE noch am notwendigen Praxisbezug. Der Kommissionsvorschlag hat Verpackungen für den privaten Verbrauch und Kunststoffe im Fokus. Holzverpackungen sind aber meist nicht für Endverbraucherprodukte gedacht. „Dies muss in der Verordnung seinen Niederschlag finden, anstatt unverständliche oder nutzlose Anforderungen zu stellen“, sagt Kirschner. Für Industrie- und Exportverpackungen und insbesondere für die transportierten Waren zählen Sicherheit und Unversehrtheit. Neue Maschinen sollten bei ihrer Ankunft am endgültigen Bestimmungsort in fabrikneuem Zustand sein und keine Spuren von Rost usw. aufweisen. Um Korrosion oder ähnliche Probleme während des Transports und der Lagerung zu verhindern, werden Trockenmittel und andere Materialien für Schutzmaßnahmen verwendet. Diese Verpackungsmaterialien können wegen ihrer Funktion und weil sie auf die Bedürfnisse der transportierten Güter zugeschnitten sind, nicht wiederverwendet werden. Da Maschinen und andere Güter oft sehr schwer sind, unterschiedlichste Geometrien aufweisen, dezentrale Schwerpunkte und verschiedene Befestigungspunkte haben, ist die im Verordnungsentwurf vorgesehene Verpackungsminimierung bei Industrieverpackungen kaum möglich. Der wichtigste Aspekt ist, dass Holzpaletten und -verpackungen „zweckmäßig“ sind und ihren „bestimmungsgemäßen Gebrauch“ erfüllen können. „Der einseitige Blick auf die Minimierung, die in anderen Bereichen wie Kosmetika oder ähnlichem angebracht sind, würde im Bereich der Holzverpackungen einfach zu vielen Schäden führen. Zudem steigen die Gefahren für handhabende Personen deutlich“, warnt Kirschner.

Gegen nationale Sonderwege und Freifahrtsscheine für die EU-Kommission
Der HPE warnt außerdem vor nationalen Sonderwegen bei Umsetzung der PPWR. So wendet sich der Verband gegen Herstellerregister auf nationaler Ebene. „Es reicht ein europäisches, zentrales Register für alle, bei dem der Nutzer der Plattform seine Zielländer auswählen kann“, betont Kirschner und wendet sich gegen Alleingänge, wie sie in Italien oder Frankreich schon Realität sind. „Um eine vollständige Harmonisierung im EU-Binnenmarkt zu sichern und eine Marktfragmentierung zu verhindern, sollten die EU-Mitgliedstaaten keine Anforderungen einführen dürfen, die über das auf EU-Ebene festgelegte Niveau hinausgehen“, verlangt er.

Der HPE erachtet die Einrichtung eines technischen Ausschusses auf EU-Ebene, der sich aus Vertretern der EU-Kommission, der nationalen Behörden und der gesamten Verpackungswertschöpfungskette zusammensetzt als unerlässlich. Dass die Einbindung von Experten für teilsektorspezifische Fragen zur Entwicklung der zahlreichen Durchführungs- und delegierten Rechtsakten, zu deren Schaffung der EU-Kommission das alleinige Recht eingeräumt werden soll, alternativlos ist, macht Kirschner an folgendem Beispiel deutlich: „Palettenumhüllungen und Umreifungsbänder zur Stabilisierung und zum Schutz von auf Paletten transportierten Produkten sollen laut dem Willen der Kommission wiederverwendet werden. Der Grundgedanke der ‚Wiederverwendung vor Recycling‘ ist ja grundsätzlich richtig. Aber diese beiden Packhilfsmittel sind beim besten Willen nicht wiederverwendbar. Stretchfolien werden gedehnt und kehren nicht in ihren Ursprungszustand zurück. Wie Umreifungsbänder sind sie individuell zugeschnitten und können somit nicht für andere Verpackungen wiederverwendet werden.“

Die nächste Europawahl im Frühjahr 2024 wirft ihre Schatten voraus. Bis dahin soll das Gesetzespaket verabschiedet sein. „Doch darf die Gründlichkeit der Gesetzgebung und der Blick auf die Folgen für Wirtschaft und Versorgungssicherheit darunter nicht leiden“, mahnt Kirschner.

Über den Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V.

Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. feierte 2019 sein 150-jähriges Bestehen. Er ist ein Fachverband mit mehr als 420 überwiegend inhabergeführten Unternehmen aus allen Bereichen der Holzpackmittelindustrie, die etwa 80 % des Branchenumsatzes von rund 2,3 Mrd. Euro repräsentieren. Die Mitglieder des HPE sind Anbieter von Paletten, Packmitteln, Kabeltrommeln, Steigen und Spankörben aus Holz sowie Dienstleister aus den Bereichen Verpacken, Containerstau und Logistik. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung, zum Funktionieren der Wirtschaft und Logistikketten sowie der kritischen Infrastrukturen. Der hochgerechnete Holzbedarf der Branche liegt – inklusive der Kleinbetriebe unter 20 Mitarbeitern – bei rund sechs Mio. Kubikmetern. Weitere Informationen unter www.hpe.de

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