Seit April 2018 ist das Klinikum Christophsbad als zertifizierte „Regionale Stroke Unit“ für die Versorgung der Schlaganfall-Patienten im Landkreis Göppingen zuständig. Die Zahl der Patienten mit einem Schlaganfall, die in der akuten Phase ins Christophsbad gebracht werden, ist seitdem deutlich gestiegen. Die Versorgung der Patienten wird rund um die Uhr von einem großen interdisziplinären Team aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten sichergestellt. Anlässlich des Welt-Schlaganfall-Tages mit dem Motto "Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein – Fokus Angehörige" macht das Klinikum mit einem Kinospot auf die lebenswichtige, schnelle Erste Hilfe aufmerksam, damit Laien die Anzeichen eines Schlaganfalles sofort erkennen.

„Seit Jahren steigen die Zahlen der Schlaganfall-Patienten, durch die Zuständigkeit im Landkreis ist – wenig überraschend – dieses Jahr ein besonderer Anstieg zu bemerken“, resümiert Prof. Dr. med. Norbert Sommer, Chefarzt der Klinik für Neurologie. „Zudem werden Thrombektomie-Patienten aus anderen Kliniken zu uns überwiesen, vor allem aus dem neurovaskuläre Netzwerk Ostwürttemberg. Letztes Jahr haben wir 48 Thrombektomien durchgeführt, 2018 sind wir im Oktober bereits bei über 60 Patienten“, berichtet Prof. Dr. med. Bernd Tomandl, Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie. Zwei zertifizierte Neuroradiologen führen an 365 Tagen im Jahr mechanische Thrombektomien durch. So können mehr als 85 Prozent der verschlossenen Hirngefäße wieder geöffnet werden. Das Klinikum Christophsbad ist Teil des neurovaskulären Netzwerks Ostwürttemberg und eine von 204 Kliniken in  Deutschland, die das lebensrettende Verfahren beherrschen. Im Jahr 2017 gab es 417 Notfall-Schlaganfall-Fälle, 43 mehr als 2016. Dieses Jahr sind es Mitte Oktober bereits 558.

Personal für Schlaganfälle: Tag und Nacht im Einsatz

„Für die Behandlung eines Schlaganfalls wird nicht einfach nur ein Arzt benötigt“, erklärt Prof. Dr. med. Norbert Sommer, Chefarzt der Neurologischen Klinik im Klinikum Christophsbad. Die Erfahrungen im Christophsbad zeigen, dass man 25 bis 30 Ärzte pro Abteilung nötig sind, davon muss die Hälfte eine Facharzt-Ausbildung absolviert haben und pro Person fallen etwa 5 bis 7 Nacht- und Wochenenddienste pro Monat an. Ebenfalls 25 bis 30 Gesundheits- und Krankenpfleger arbeiten nur auf der Schlaganfall- und Intensivstation im Drei-Schicht-Betrieb, mit Dienst an jedem zweiten Wochenende. Um zur richtigen Diagnose zu gelangen, sind 10 Personen der Labor- und Funktionsdiagnostik im Dauereinsatz und 10 Personen der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie teilen sich die 24-Stunden-Bereitschaft. Etwa 40 Personen der Logopädie, Physio- und Ergotherapie arbeiten – ebenfalls mit regelmäßigen Wochenendbetrieb – mit den Patienten an der Gesundung. Zusätzlich werden drei Personen des Sozialdienstes benötigt, um die korrekte Behandlung auch nach der Entlassung sicherzustellen. Insgesamt sind im Christophsbad etwa 250 Menschen an der Versorgung neurologischer Patienten tätig. Dadurch kann auch die Notfall-Versorgung von Schlaganfällen rund um die Uhr auf höchstem Niveau gewährleistet werden

Rettung mittels Thrombektomie: Blutgerinnsel verursachen ischämischen Schlaganfall

„Die meisten der rund 270.000 jährlich auftretenden Schlaganfälle in Deutschland werden durch ein Blutgerinnsel verursacht – auch Thrombus genannt – welches ein Blutgefäß im Gehirn verschließt“, erklärt Prof. Dr. med. Norbert Sommer, Chefarzt der Neurologischen Klinik im Klinikum Christophsbad. Man spricht dann von einem ischämischen Schlaganfall (Ischämie – aus dem griechischen für „Blutlosigkeit“). Die Folge ist, dass Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und damit auch Sauerstoff, Zucker und andere Nährstoffe Teilen des Gehirns nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Patienten mit großen Gefäßverschlüssen konnten bis vor einigen Jahre nur mit der medikamentösen Lyse (per Injektion in die Vene) behandelt werden, was nur selten zur Wiedereröffnung der Arterien geführt hat. Mit der Thrombektomie (über einen Katheter durch die Leiste ins Gehirn) gelingt dies in 85 Prozent der Fälle, so dass jetzt gerade den schwer betroffenen Patienten oft geholfen werden kann.

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