Strategien zur Lösung der akuten werktäglichen Verkehrsprobleme in Bonn waren Gegenstand eines Gesprächs von Vertretern der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg und des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. IHK-Präsident Stefan Hagen, IHK-Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers, ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg und die Verkehrspolitischen Sprecher des ADFC, Werner Böttcher und Dr. Georg Wilmers, betonten nach dem Gespräch, dass sich beide Seiten einig waren, dass die Verkehrsprobleme nur gelöst werden können, wenn die Region auch in Sachen Verkehr viel stärker kooperiert. So  halten IHK und ADFC Taktverstärkungen in der Region, verbunden mit Park&Ride- und Park&Bike-Anlagen im Rhein-Sieg-Kreis, sowie Radpendlerrouten zwischen Kreis und Bonn für geeignet, um wenigstens einen Teil des täglichen Berufsverkehrs aufzunehmen und so den Autoverkehr nach Bonn zu reduzieren.

IHK-Präsident Hagen hatte in der Vergangenheit betont, dass die Bonner Verkehrsprobleme nicht allein in Bonn gelöst werden können. Aus vergleichbarer Überlegung heraus hatte der ADFC im April ein Konzept für Radpendlerrouten aus dem Rhein-Sieg-Kreis nach Bonn erarbeitet und für drei linksrheinische Radpendlerrouten mit rund 40 km Gesamtlänge konkrete Maßnahmen für eine Herstellung der grundlegenden Verbindungsfunktion dieser Routen aufgelistet und die Kosten hierfür mit ca. 1,5 Millionen Euro angegeben. Dadurch würde erstmals ein gezieltes Angebot für Pendler geschaffen, statt mit dem Auto mit dem Rad nach Bonn zu pendeln.

Die IHK begrüßte diese Überlegungen, betonte allerdings, dass Radpendlerrouten nur teilweise ein Beitrag zur Gesamtlösung sein könnten, der je nach Wetterlage mal größer und mal kleiner wäre. Der IHK-Präsident hält eine Ausweitung von Park&Ride- oder auch Park&Bike-Anlagen vor allem im rechtsrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises für notwendig, da im ländlichen Raum für Pendler das Auto zumindest für den ersten Teil des Weges zur Arbeitsstätte meist das Verkehrsmittel der Wahl ist.

Der ADFC unterstützt diese Forderung, weist aber darauf hin, dass bei einer Ausweitung von Park&Bike die Herstellung von deutlich mehr diebstahlsicherungsgerechten Fahrradabstellanlagen an den Bahnstationen, insbesondere am Bonner Hauptbahnhof, notwendig ist. Derzeit gibt es viel zu wenig Abstellanlagen an Bahnhöfen, beispielsweise am neuen Haltepunkt UN-Campus und dem Hauptbahnhof. Das neue Fahrradverleihsystem in Bonn, das beide Seiten befürworten, ist zur Gewährleistung der Anschlussmobilität auf dem Weg zur Arbeit allein nicht ausreichend.

Einig waren sich IHK und ADFC, dass eine gleichwertige Betrachtung aller Verkehrsträger notwendig ist, wenn man die Verkehrsprobleme Bonns lösen will. Notwendig ist zudem eine stärkere Zusammenarbeit der Kommunen, um gemeindeübergreifende Verkehrsprojekte umsetzen zu können. Dazu braucht es auch entsprechende finanzielle Fördermöglichkeiten. Schnellbuslinien und Radpendlerrouten machen Sinn, wenn sie die Wohnungsschwerpunkte im Rhein-Sieg-Kreis mit den Arbeitsplatzschwerpunkten in Bonn verbinden. Radpendlerrouten zwischen Kreis und Bonn haben zudem den Vorteil, dass sie auf Dauer Pendlerverkehre aufnehmen können.

Einen Beitrag zur Vermeidung von Fahrverboten in der Bonner Innenstadt für ältere Dieselfahrzeuge könnten Radpendlerrouten allerdings nur leisten, wenn deren Realisierung kurzfristig erfolgt. Daher begrüßten IHK und ADFC die einstimmigen, übereinstimmenden Beschlüsse der Planungs- und Verkehrsausschüsse des Kreistages und des Bonner Stadtrats, die auf eine Realisierung von Radpendlerrouten aus dem linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises nach Bonn bis 2020 abzielen. Gleichzeitig fordern beide Organisationen Politik und Verwaltung auf, den Worten kurzfristig aber auch Taten folgen zu lassen.

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