Wenn Pfälzer Winzer und Weinexperten nach dem diesjährigen Jahrgang gefragt werden, ist die Freude über tolle Weinqualitäten einhellig: „Wir haben extrem gesundes Lesegut geerntet und können uns auf Topweine freuen“, schwärmt Dr. Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt. Auch der Vorsitzende von Pfalzwein, Boris Kranz, strahlt: „Wir werden dichte, ausdrucksstarke Weine bekommen, die Qualität ist super“, sagte Kranz beim Herbstgespräch der Pfälzer Weinwirtschaft in Neustadt. „Klein, aber fein – das wäre meine Überschrift für diesen Jahrgang“, ergänzt der Winzer – und spricht damit den dicken Wermutstropfen an, der bei vielen Weingütern und Winzergenossenschaften mit der Ernte 2019 verbunden ist. Mindermengen von bis zu 30 Prozent melden manche Betriebe. Gerade in frühreifenden Lagen in der Nähe des Pfälzerwaldes reduzierte eine kühle Blüte die Erträge, was insbesondere die Pfälzer Paradesorte, den Riesling, betraf. Hitzewellen Ende Juni und Juli führten zu massivem Sonnenbrand der Beeren. „Insgesamt aber war der Wassermangel der entscheidende Faktor für geringe Erträge“, berichtet Dr. Oberhofer. Die Branchenkenner rechnen für die Pfalz mit einer Ernte, die mit 2,1 Millionen Hektoliter knapp unter dem langjährigen Durchschnittswert liegt.

„Insbesondere aufgrund der fehlenden Winterniederschläge war 2019 deutlich trockener als 2018. Es ist umso erstaunlicher, wie gut die Reben das kompensiert haben“, berichtet Kranz. Das Thema der Wasserknappheit werde den Pfälzer Weinbau auch in Zukunft immer mehr beschäftigen, das Mitglied der Präsidiums des Weinbauverbandes regt deshalb die Entwicklung wassersparender Bewirtschaftungs- methoden im DLR Rheinpfalz an.

Rückblickend so das einhellige Urteil, war es ein relativ sorgenfreies Jahr, sieht man vom Tornado im Leiningerland und den Sonnenbrandschäden ab. Dank der dritten Hitzewelle Ende August gab es keine großen Probleme mit der Kirschessigfliege, auch von Hagel und Frost war die Pfalz weithegend verschont. Nach einem recht kühlen Frühjahr und einer späten Rebblüte folgte die Entwicklung 2019 oft dem langjährigen Mittel – und lag damit weit hinter dem Turbo-Jahr 2018. Doch im Juli und August gediehen die Reben prächtig und holten den Vegetationsrückstand rasch auf. Anfang September begann die Lese der Hauptrebsorten. „Das ging dann sehr zügig. Bis zum 3. Oktober hatten die meisten Betriebe die Ernte im Keller und somit rechtzeitig vor Beginn des einsetzenden Dauerregens“, berichtet Kranz.

Die ersten Proben lassen die Herzen der Weinliebhaber höher schlagen. „Die jungen Weine präsentieren sich mit starker Sortenprägung, fruchtig und mit erfreulicher Frühform. Wir können uns auch auf eher leichte, nicht vom Alkohol dominierte Weine freuen“, erzählt Professor Ulrich Fischer vom DLR Rheinpfalz. Dies ist vor allem bei Weiß- und Grauburgundern zu spüren, so Kranz, denn sie überzeugen durch eine besondere Cremigkeit auf der Zunge.

Ungeachtet der vergleichsweise geringen Ernte ist die Versorgung des Marktes mit Pfälzer Wein gewährleistet, wie Gerhard Brauer, Geschäftsführer des Ruppertsberger Weinkellers Hoheburg und 2. Vorsitzender von Pfalzwein, betont. „Wir konnten uns 2018 über ein große Ernte freuen, dadurch gleichen sich solche Ertragsschwankungen aus“, berichtet Brauer. Am ehesten, so seine Prognose, könne sich die kleine Ernte beim Riesling auswirken.

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