Fragen an SozDia-Chef Michael Heinisch-Kirch zu einem Positionspapier seiner Einrichtung angesichts der Kita-Schließungen

Herr Heinisch-Kirch, die Berliner Kitas sind möglicherweise bis zum August geschlossen. Ein Positionspapier der Berliner SozDia-Stiftung macht sich für Kinder stark, will aber auch den Eltern helfen. Worum geht es?

Heinisch-Kirch: Die Kitabetreuung hat in Berlin eine sehr hohe Akzeptanz. Fast alle Eltern schicken ihre Kinder in eine Kindertagesstätte. Das passt gut zu unserer Gesellschaft, in der man darauf baut, dass Menschen aufeinander achten. Da ist eine Kita ein hervorragender Ort, weil Kinder täglich Aufmerksamkeit erfahren. Das fällt gerade komplett weg. Eltern sind oft überfordert, der Kinderschutz fällt nahezu völlig aus.

Was schlagen Sie in dieser Situation vor?

Heinisch-Kirch: Kitaerzieherinnen und -erzieher haben einen vertrauensvollen Zugang zu Kindern und ihren Familien. Deswegen sind sie in der jetzigen Situation geradezu dazu prädestiniert, den Kontakt zu den Kindern und ihren Familien zu halten. Unser Positionspapier will sie und ihre Rolle stärken.

Auch, um die Eltern zu unterstützen, wenn sie Beratungsbedarf haben, oder um rechtzeitig zu signalisieren, wenn etwas schiefläuft.

Gibt es dafür nicht die Jugendämter?

Heinisch-Kirch: Ja, aber die haben in dieser schwierigen Situation doch nicht diesen Zugang. Wenn ein Jugendamt bei einer Familie anfragt, ob etwas nicht in Ordnung ist, gibt es diesen ganz normalen Reflex, der versucht, das Jugendamt draußen zu halten. Die Eltern sagen dann erst einmal, es ist ja alles In Ordnung. Das ist gegenüber Kita-Erzieherinnen und -Erziehern gar nicht möglich, da gibt es zudem ein gewachsenes Vertrauensverhältnis.

Nun kümmern sich ja Kita-Erzieherinnen und -Erzieher schon jetzt um Familien. Sie sind mit ihnen digital verbunden, verschicken Material zur Tagesgestaltung. Reicht das nicht?

Heinisch-Kirch: Nein. Wir fordern darum auch mehr Fortbildungsmöglichkeiten u.a. zur Kontaktgestaltung mit denen, die sich nicht rechtzeitig zurückmelden. Wir haben ja selbst das Institut „Vorstieg“, das schon erste Online-Schulungen zur Frage angeboten hat, wie ich Kinder erreiche, wenn ich sie nicht sehe? Wir machen das als einziger Träger in Berlin. Ich hoffe sehr, dass andere dem Beispiel folgen.

Welche Forderungen haben Sie an die Politik?

Heinisch-Kirch: Wir brauchen Sozialarbeiter in den Kitas, die den Erzieherinnen und Erziehern in Situationen, in denen es um das Kindeswohl geht, beiseite stehen. Das sagen wir seit langem, sind aber nie gehört worden. Jetzt, in der Corona-Zeit, fällt uns das auf die Füße. Darum fordern wir vom Berliner Senat, speziell von Bildungssenatorin Sandra Scheers, Stellen für Sozialarbeiter in den Kindertagesstätten zu schaffen und Geld dafür bereitzustellen.

Hat es im Vorfeld dieses Papiers Konsultationen mit anderen Einrichtungen gegeben?

Heinisch-Kirch: Informell ja, mit der Landeskirche und anderen diakonischen Trägern. Da haben wir uns abgestimmt und die haben ähnliche Beobachtungen wie wir gemacht.
Sie selbst haben elf Kindertagesstätten mit etwa 300 Erzieherinnen und Erziehern. Wie geht es Ihnen damit in dieser Krise?

Heinisch-Kirch: Wir haben keinen in Kurzarbeit geschickt, keiner hat seine Stelle verloren. Und wir haben die Erzieherinnen und Erzieher dazu angehalten, dass sie den Kontakt gerade zu den Kindern aktivieren, von denen man gar nichts hört. Das ist natürlich viel aufwändiger als in normalen Zeiten, aber auch wichtig und lohnend.

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