Was können wir aus vier Monaten Schule unter Corona-Bedingungen lernen? Gibt es positive Aspekte, die es gilt jetzt weiter zu entwickeln? Wie können wir Schule neu denken?

 

Die Schüler*innen haben eine Zeit des für sich und/oder in der Familie mit ihren Eltern und Geschwister erlebt, in der es nicht immer einfach war, die ihnen gestellten Schulaufgaben zu bewältigen. Gerade in der Zeit des reinen Fernunterrichts haben sie sich auf eine Menge neuer Dinge einlassen müssen. Manche konnten dies aber auch nicht bewältigen. Es fehlten die digitalen Voraussetzungen oder die räumlichen und familiären Verhältnisse ließen keinen Platz für selbstständiges Lernen. Manche haben bereits vorher Schwierigkeiten beim Lernen gehabt und haben ohne direkte Unterstützung noch mehr Probleme erfahren. Zudem ist ihnen die Schule als sozialer Ort verloren gegangen. Dort hat man seine Freunde getroffen. Die Schule bot eine wesentliche Strukturierungshilfe für ihren Alltag. Erfahrungen schulischer und privater Art konnten in den Unterrichtsstunden, aber auch in den Pausen und am Nachmittag gemacht und ausgetauscht werden. Nach dem reinen Fernunterricht folgte eine Phase mit Prüfungen, einem Mix aus Fern- und Präsenzunterricht und manchmal auch Notbetreuung. Durch die Konzentration auf die älteren Jahrgänge und die Durchführung der Prüfungen kamen die jüngeren Schüler*innen erst spät wieder in die Schule. Damit die Abstandsregeln eingehalten werden konnten, wurden die Gruppen geteilt. Das Lernen in kleineren Gruppen war sehr intensiv.

 

„Pädagoginnen, Pädagogen und weitere schulische Beschäftigte haben ebenfalls eine ganz andere Zeit des Arbeitens erlebt. Es musste zunächst der Fernunterricht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden. Dabei waren die digitalen Voraussetzungen technischer, aber auch didaktischer Art nicht selbstverständlich. Vieles musste erprobt werden. Einige Schülerinnen und Schüler blieben fast unerreicht. Die Phase des Nebeneinanders von Fern- und Präsenzunterricht, Prüfungen und Notbetreuung war eine Herausforderung für jede Einzelne, jeden Einzelnen und für die Schulgemeinschaft insgesamt. Zusätzliche Arbeit und häufig eine Entgrenzung der Arbeit waren für die Beschäftigten die Folge. Die Konzentration auf die Fächer Deutsch, Mathematik und Englisch schränkte die Gestaltung des Präsenzunterrichts thematisch ein. Es gab aber auch positive Aspekte. In den kleinen Lerngruppen wurde vieles in wenigen Stunden bewerkstelligt, was in größeren Gruppen nur selten gelang“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.

 

Folgende Eckpunkte sollten bei der Wiederaufnahme nach den Sommerferien 2020 berücksichtigt werden:

  1. Lernen – insbesondere das soziale Lernen – soll im Mittelpunkt stehen.
  2. Schule als sozialer Ort soll für alle wieder erlebbar werden.
  3. Gesundheits- und Arbeitsschutz stehen weiterhin an erster Stelle. Kleine Gruppen erlauben die  Möglichkeit Abstand zu halten. Masken und kostenlose Visiere gehören zu den weiteren Schutzmaßnahmen
  4. Lernen wieder lernen. Dazu müssen Spielräume in den Bildungsplänen und Curricula geschaffen werden. Nach der Verunsicherung durch die Coronakrise und den Prüfungsdruck muss Druck herausgenommen werden. Bildungspläne und Curricula werden zurückgestellt und schaffen für die Lerngruppen die Möglichkeit zu mitbestimmten Projekten, in denen auch die Erfahrungen aus der Corona-Zeit verarbeitet werden können.
  5. Lernen in kleinen Gruppen ermöglichen. Die durchweg positiven Erfahrungen mit dem Lernen in kleinen, festen Gruppen werden aufgegriffen und weiter entwickelt. Außerschulische Lernorte werden mit einbezogen. Bei der Weiterentwicklung muss das räumliche Umfeld großzügiger gestaltet werden. Eine Überarbeitung des Musterflächenprogramms ist notwendig.
  6. Das Lernen in kleinen Gruppen hat insbesondere nach Erfahrungen in den Grundschulen gezeigt, dass in weniger Unterrichtstunden ein größerer Lernerfolg als mit einer doppelt so großen Gruppe bei höherer Stundenzahl erreicht wird. Besonders intensiv kann gelernt und gearbeitet werden, wenn die kleinen Gruppen mit zwei Pädagog*innen besetzt sind. Dies ist besonders in den KESS 1 und 2 Schulen zu empfehlen.
  7. Gute digitale Lernformate werden in den weiteren Unterricht einbezogen. Die digitalen Voraussetzungen für die Schüler*innen und die Beschäftigten werden ausgebaut. Digitale Endgeräte für Schüler*innen und alle Beschäftigte werden gestellt.
  8. Der Beratungsdienst hat sich an den Schulen – soweit vorhanden – mehr als bewährt. Ein Ausbau der Schulsozialarbeit kommt auch Schüler*innen zugute, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden.
  9. Pädagogisch Beschäftigte verstehen sich als Team: Lehrkräfte, Sonderpädagog*innen, Sozialpädagog*innen, Erzieher*innen, Schulbegleitung, weitere Schulassistenzen begegnen sich auf Augenhöhe und entwickeln für die Schüler*innen – wenn nötig – individuelle Unterstützungsangebote. Dafür muss Zeit da sein. Eine Änderung der Arbeitszeitregelungen sowohl der Lehrer*innen als auch des PTF-Personals ist notwendig.
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