Das Sommersemester 2020 stand ganz im Zeichen der alles beherrschenden Corona-Pandemie: Bereits der Start ins Semester war kein gewöhnlicher. Präventiv hatte das Präsidium der Hochschule entschieden, die traditionelle Erstsemesterbegrüßung am 9. März 2020 mit rund 500 erwarteten Teilnehmenden kurzfristig in ein virtuelles Format umzuwandeln. Wenige Tage später wurde nach Austausch mit der Gesundheitsbehörde in Ludwigshafen über die aktuelle Gefährdungslage und in Abstimmung mit den rheinland-pfälzischen Hochschulleitungen sowie dem rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerium der Lehrbetrieb in Präsenzform ab dem 16.03.2020 eingestellt; zunächst bis zum 20.04.2020, dann für das gesamte Semester mit Ausnahme der größtenteils in Präsenz und entsprechend der geltenden Sicherheitsauflagen stattfindenden Prüfungsphase im Juni und Juli. Anstelle der bisherigen Präsenzformate setzte die Hochschule mit nur einwöchiger Verschiebung des Semesterstarts auf  virtuelle Lehre, die am 23.03.2020 startete.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, die v.a. mit der Erprobung und Belastbarkeit von entsprechenden Diensten und der fehlenden Vorlaufzeit zusammenhing,  funktionierte die Digitalisierung der Lehre gut: Dr. Imke Buß, Leiterin der Abteilung Studium & Lehre und E-Learning, zog Mitte April ein erstes, überwiegend positives Fazit: „Ich gehe von einer Digitalisierung von 98% aus: Veranstaltungen fallen eigentlich nicht aus. Ein großer Teil der Lehrveranstaltungen findet über Videokonferenzsysteme und damit synchron statt. Eine andere Variante ist das Aufnehmen und Bereitstellen von Videos und Texten in Verbindung mit Reflexionsfragen oder Austausch unter den Studierenden, also asynchrones E-Learning über die Plattform OLAT. Eine Herausforderung ist, dass die Erstellung von Material für eine asynchrone Lehre zeitaufwendig ist.“ Hochschulpräsident Prof. Dr. Peter Mudra bilanziert nun am Ende dieses herausfordernden Semesters: „Die Rückmeldungen aus den Veranstaltungen und Aktivitäten im Bereich der Online-Lehre, auf die wir in kürzester Zeit die vorgesehenen Präsenzveranstaltungen überführen mussten, sind überwiegend positiv. Hinweise und Kritik in diesem Bereich wurden aufgenommen und –  wenn möglich – in Lösungsansätze überführt. Im Bereich der eingesetzten Tools befinden wir uns inzwischen auf einer immer verlässlicheren Basis, aber nach wie vor auch in einem gemeinsamen Lernprozess – wie andere Hochschulen auch. Insgesamt haben unsere Hochschulangehörigen die Herausforderungen ganz gut gemeistert. Doch „ganz gut“ darf uns nicht Maßstab sein für ein ‚gutes Studieren‘, ‚gutes Lehren‘ oder ein ‚gutes Arbeiten‘“, erläutert Mudra und ergänzt: „Es gilt nun – nach einer Phase der stark von Vorgaben eingeschränkten sowie durch Improvisation und Kreativität getragenen Lebenswirklichkeiten – unter Beteiligung aller Hochschulangehörigen zu fragen: Was sind unsere Erfahrungen der letzten Monate? Was ist gut, was ist schlecht gelaufen? Was nehmen wir mit für die Zukunft?“

Dafür wurden und werden zunächst Befragungen zur Situation in der Corona-Krise jeweils mit den Studierenden, den Lehrenden und den Mitarbeitenden durchgeführt. Die Ergebnisse werden zurückgespiegelt und fließen in die Festlegungen für die Weiterentwicklung von Home-Office-Regelungen und die Gestaltung von Lehre und Prüfungen in der Zukunft ein. Dabei werden auch der Personalrat und die Jugend- und Auszubildendenvertretung, die Schwerbehindertenvertretung, die Fachbereiche und Studiengänge, die Hochschulgremien und insbesondere die dortigen Studierendenvertreter*innen eingebunden. „Von der hochschulweiten Befragung der Studierenden zum Corona-Semester liegen zwischenzeitlich beispielsweise erste Ergebnisse vor“, erläutert Prof. Dr. Ellen Bareis, Vizepräsidentin für  Studium und Lehre, Qualitätsmanagement und Kunst und Kultur. Insgesamt seien diese Ergebnisse erstaunlich erfreulich, insbesondere die bisherige Erfahrung mit digitaler Lehre seien weitgehend positiv bewertet und der Wunsch nach einer weiteren Einbindung von digitalen Formaten artikuliert worden. Hybride Lehre erscheine der Hochschulleitung daher derzeit als Zukunftsansatz der Wahl.

„Wir haben uns sehr früh dafür ausgesprochen, das Sommersemester nicht verloren zu geben, sondern zu werten. Erste Priorität war dabei für uns, dass den Studierenden durch die momentane Situation kein Nachteil entsteht“, so Prof. Dr. Ellen Bareis weiter. So wurde es den Studierenden grundsätzlich freigestellt, ob sie an Prüfungen teilnehmen wollen. Der Prüfungszeitraum wurde zudem um zwei Wochen auf insgesamt fünf Wochen verlängert, alternative Prüfungsformen zu Klausuren (wo möglich) angeboten und die Pflichtanmeldungen zu Modulprüfungen um ein Semester von zwei auf drei Semester verlängert. „Außerdem können Studierende im Sinne der Chancenregelung dieses Positivsemesters  binnen eines Monats nach Bekanntgabe ihres Prüfungsergebnisses ohne Angaben von Gründen die Löschung dieses Ergebnisses beantragen“, so Bareis.

– im Bereich Internationales

Was für die Studierenden im Allgemeinen schon eine herausfordernde Zeit war, war es für die Studierenden im internationalen Kontext in Potenz: Studierende, die gerade im Auslandssemester oder Auslandspraktikum waren, wurden überstürzt zurückgeholt oder mussten in weitgehender Isolation ihr Semester mit digitalen Vorlesungen bestreiten. Umgekehrt sind viele der ausländischen „Incomings“ Hals über Kopf in die Heimat abgereist oder haben ihr Semester in den für sie angemieteten GAG-Wohnungen in Ludwigshafen mit digitalen Vorlesungen verbracht. Viele haben wegen der prekären Gesundheitslage in ihren Herkunftsländern und der schwierigen Reisebedingungen ihren Aufenthalt in Deutschland verlängert.

Viele internationale Studierende, die ein komplettes Studium in Ludwigshafen absolvieren, sind in Geldnöten, weil nicht nur klassische Studie-Jobs in der Gastronomie weggefallen sind, sondern auch vertraglich abgesicherte Werkstudentenjobs.  Nicht zuletzt ihretwegen hat die Hochschulleitung die Petition des Studierendenwerks Vorderpfalz zur Einrichtung von Nothilfefonds für Studierende aktiv unterstützt. Für die internationalen Mobilitäten zum Wintersemester herrscht große Planungsunsicherheit, was sich u.a. an der Zahl der Incomings wie der Outgoings bemerkbar macht.

„Umgekehrt haben wir die Corona-Krise aber auch als Chance genutzt“, erklärt Prof. Dr. Edith Rüger-Muck, Vizepräsidentin für Internationales und Diversity. „Wir haben in nur wenigen Monaten drei weitere Double Degree-Abkommen verhandelt und zur Unterschriftsreife gebracht: Sowohl im Bachelorstudiengang Internationales Personalmanagement und Organisation (IPO) als auch im Masterstudiengang International Human Resources Management (IHRM) sollen Studierende bereits ab dem Sommersemester 2021 neben dem Abschluss an der Ludwigshafener Hochschule auch einen Abschluss an der University of the Sunshine Coast in Queensland, Australien, erwerben können. Zudem wurde ein Double Degree für den Masterstudiengang Internationales Marketing Management mit dem International College of Management (ICMS) in Sydney vereinbar. Auch sonst sei man im Bereich Internationales einen guten Schritt vorangekommen: Man habe trotz der strengen Auflagen alle „Deutsch als Fremdsprache“ (TestDaF)-Prüfungen in Präsenz durchführen können und habe den Aufbau eines Sprachenzentrums für den internationalen Austausch gestartet, so Rüger-Muck. „Als Ausgleich für die entfallene Summer School hat zudem Kerstin Gallenstein, die Leiterin unseres International Office, eine „Fall School“ zum Thema Europa aufgesetzt. Außerdem konnten wir neue digitale Betreuungsformate zur Intensivierung der internationalen Partnerschaften ins Leben rufen, u.a. Co-Teaching-Formate mit der Hongkong Baptist University oder bilaterale Gastvorträge, digitale Lehrveranstaltungen mit internationalen Studierenden sowie eine internationale Ringvorlesung“.

– im Bereich Personal/Verwaltung

Ab Februar  hat die Hochschulleitung alle Hochschulangehörigen für die Thematik sensibilisiert und die Hygieneempfehlungen aktiv kommuniziert. Anfang März erfolgte die Anweisung zur freiwilligen 2-wöchigen Isolation für Rückkehrende aus Risikoländern sowie zur  unbedingten Meldepflicht nachgewiesener Corona-Infektionen. Die Verwaltungsleitung setzte eine „Task Force“ ein, ernannte einen Koordinierungsbeauftragten und richtete einen Corona-Newsticker unter https://www.hwg-lu.de/hochschule/corona-aktuelle-informationen-der-hwg-lu.html ein. Ab dem 11. März wurden alle öffentlichen Veranstaltungen zunächst bis einschließlich 20.4., dann für das ganze Semester, abgesagt.  Am 12.3.2020 folgten die Information aller Mitarbeitenden über die erweiterte Nutzung von Home Office (für Risikogruppen; Personen mit familiären Betreuungsaufgaben bis zu 100 %) sowie Maßnahmen zur drastische Reduzierung des Personenaufkommens in den Hochschulgebäuden (u.a. Reduzierung der Öffnungszeiten der Bibliotheken und Gebäude). Eine Woche später, ab 18.03.2020, wurde in allen möglichen Bereichen der Verwaltung auf Home Office umgestellt, ab 23.03.2020 kam es zur vorübergehenden Schließung aller Hochschulgebäude einschließlich der Mensa, der Cafeterien und der Bibliotheken (ab Ende April wieder eingeschränkte Öffnung der Bibliotheken). Die Erreichbarkeit der  verschiedenen Einheiten via E-Mail und Telefon war dabei durchgängig garantiert. „Insgesamt sind die Arbeitsprozesse in den zentralen und dezentralen Einheiten auf der vorrangig digitalen Basis und der bereits seit längerem eingespielten Home-Office Konstellation sehr zufriedenstellend gelaufen“, bilanziert Kanzlerin (m.d.W.d.G.b.) Carolin Nöhrbaß, einige der Regelungen wollen wir auch für die Zukunft übernehmen – Stichwort ‚Home Office, das normale Arbeiten von morgen‘.“ Derzeit laufen die Planungen für das Wintersemester 2020/21 mit verschiedenen Szenarien.

Ausblick auf das Wintersemester 2020/21

Ausgehend von der derzeitigen Lage insbesondere im internationalen Kontext wird das Wintersemester voraussichtlich ebenfalls kein normales Semester sein können. Die Möglichkeiten von Präsenzlehre werden durch die nach den Rechtsvorgaben notwendigen Raumressourcen signifikant beschränkt sein, ebenso gilt es, Personen, die zu einer Risikogruppe gehören mit angemessenen Lösungen bestmöglich zu schützen. Unsere derzeitigen Planungen fokussieren daher eine Mischform von Präsenz- und virtueller Lehre.

Für das Wintersemester sind folgende zeitliche Festlegungen in Abstimmung mit den Fachbereichsleitungen vorgesehen:

a) Die Erstsemestergruppen der Bachelorstudiengänge starten ganz überwiegend zum 02.11.2020, da sich für die Zulassungsverfahren über DoSV aufgrund der späteren Schulabschlüsse Verzögerungen ergeben werden. Die Vorlesungszeit wird kompakter ausgestaltet; sie endet mit dem 16.01.2021.
b) Für die nicht unter a) fallenden Gruppen starten die Veranstaltungen des Wintersemesters gemäß Semesterplanung 2020 wie vorgesehen am 28.09.2020.
c) Die Studiengänge der Weiterbildung wie auch einige Sonderstudiengänge können hinsichtlich der vorgenannten Zeitpunkte abweichen.
d) Der vorgesehene Prüfungszeitraum wird um eine Woche verlängert. Er startet für a) am 18.01.2021 und für b) am 11.01.2021

Für das Sommersemester 2021 gehen wir momentan von einem weitgehend gemeinsamen Start aller Gruppen – wie in der Vergangenheit – aus.

Gesamtsituation an der HWG LU
Die finanzielle Situation gestaltet sich 2020/21 für die HWG LU herausfordernd: Ende 2020 läuft der bisherige Hochschulpakt III zur Finanzierung der Hochschulen aus. Dessen Ende 2019 angekündigtes Nachfolgekonstrukt, die „Hochschulinitiative für gutes Studium und gute Lehre in Rheinland-Pfalz“, ist allerdings derzeit nicht final abgestimmt: „Noch laufen die Gespräche für Einzel- und Rahmenvereinbarungen zwischen Hochschulen und Landesregierung“, so Hochschulpräsident Mudra.

Eine zusätzliche Belastung stellten die hohen Aufwendungen für die Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten dar, die die Verschiebung des geplanten Neubaus auf dem Gelände des ehemaligen Studierendenparkplatzes Ecke Ernst-Boehe-Straße/Ludwig-Reichling-Straße nötig gemacht hat. Der Neubau sollte ursprünglich bereits 2016 fertig gestellt werden; heute geht die Hochschulleitung von einer Fertigstellung im Dezember 2022 aus.

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