Internationale Zusammenarbeit ist der zentrale Schlüssel, um die gegenwärtige Krise und ihre Auswirkungen in den weniger entwickelten Ländern zu bewältigen. Das machte Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, bei der heutigen Jahrespressekonferenz des Bundesunternehmens deutlich. „Die Corona-Pandemie zeigt: Wir sind global auf das Engste miteinander verwoben“, sagte Gönner. Die Pandemie wirke sich zudem auf alle Lebensbereiche aus: Gesundheit, Wirtschaft, politische Teilhabe, Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung, die nachhaltige Nutzung von Ressourcen. „Die Krise trifft Entwicklungsländer am härtesten“, erklärte Gönner. Entwicklungszusammenarbeit nehme daher an Bedeutung zu. „Es geht darum, diese Länder zu stabilisieren und so widerstandsfähiger gegenüber künftigen Krisen zu machen. Dazu gehört nicht nur die Unterstützung von Gesundheitssystemen, sondern vor allem auch die langfristig wirksame, strukturelle Unterstützung von Wirtschafts- und Sozialsystemen in unseren Partnerländern.“ 

Die GIZ ist mit ihrem nationalen und internationalen Personal weiterhin in rund 120 Ländern weltweit aktiv. So konnte sie in der akuten Phase der Pandemieeindämmung unmittelbar und zielgerichtet unterstützen.  Insgesamt hat das Unternehmen in Abstimmung mit Auftraggebern und Partnern vor Ort im laufenden Jahr bislang rund 110 Millionen Euro für Corona-Sofortmaßnahmen identifiziert und teilweise bereits umgesteuert. Darüber hinaus sieht die GIZ bis Jahresende weiteres Potenzial in Höhe von rund 130 Millionen Euro. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Afrika südlich der Sahara. Dort hat die GIZ allein für den Bereich Gesundheit bzw. Pandemiebekämpfung aktuell rund 23 Millionen Euro umgewidmet. Die Gelder werden beispielsweise eingesetzt, um medizinisches und pflegerisches Personal sowie Labormitarbeiter zu schulen und mit Hilfe digitaler Systeme zu überwachen, wo sich das Virus ausbreitet. Außerdem unterstützt die GIZ vor Ort dabei, Schutzkleidung und andere Materialien wie Fieberthermometer, Seifen und Handwaschstationen aus lokaler Produktion für Krankenhäuser, Labore und Behandlungszentren bereit zu stellen sowie Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen für die Bevölkerung zu starten. 

Diese Maßnahmen sind Teil des vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) erarbeiteten Corona-Sofortprogramms. Martin Jäger, GIZ-Aufsichtsratsvorsitzender und Staatssekretär im BMZ sagte: „Corona besiegen wir nur weltweit oder gar nicht. Die ärmsten Länder beim Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen ist daher auch in unserem Interesse. Mit der GIZ und ihrer vielfältigen Erfahrung in Krisensituation verfügen wir hierzu über eine umsetzungsstarke Organisation.“ 

Die GIZ hilft in der aktuellen Krise, blickt aber gleichzeitig nach vorne, betonte Gönner: „Die von der Pandemie bereits jetzt wirtschaftlich hart getroffenen Länder mittel- und langfristig zu stabilisieren, das ist unser Kerngeschäft. Ernährungssicherheit, Gesundheit, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, Klimaschutz – all das entscheidet darüber, wie gut Menschen für eine Krise wie diese gerüstet sind. Wir müssen heute schon an das Morgen denken.“ Dabei liege im Management der Corona-Krise auch die Chance, die weitere soziale und wirtschaftliche Entwicklung nach Corona klima- und ressourcenschonend zu gestalten und so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.

Bilanz 2019

Vor dem Hintergrund wachsender Fragilität in der Welt wuchs die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit bereits in den vergangenen Jahren. Das Geschäftsvolumen der GIZ stieg zwischen 2015 und 2019 um 43 Prozent und lag im vergangenen Jahr bei 3,1 Milliarden Euro. Inhaltlich prägten drei Themen die Arbeit im Jahr 2019: Klima und Energie, Flucht und Migration sowie Sicherheit und Stabilisierung. 

Stabilität zu schaffen bedeutet, Perspektiven zu schaffen: Menschen benötigen dafür nicht nur Zugang zu funktionierenden staatlichen Dienstleistungen, zu Nahrung und Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit, sondern auch ein stabiles Rechtssystem und politische Mitbestimmung. Gerade in diesen Bereichen bewirkte die GIZ im vergangenen Geschäftsjahr viel. Beispielhaft sei genannt: In Afrika südlich der Sahara trug die GIZ mit ihren Auftraggebern und Partnern im Jahr 2019 dazu bei, dass 109.000 Menschen eine Arbeit aufnahmen und sich für 1,5 Millionen Menschen der Zugang zu politischer Teilhabe verbesserte. Sie hat bei 4,8 Millionen Menschen dazu beigetragen, Hunger und Mangelernährung zu lindern. Rund 50 Millionen Menschen profitierten außerdem von verbesserten Gesundheits- und medizinischen Dienstleistungen. 

Auftraggeber der GIZ sind die Bundesregierung, die Europäische Union, Regierungen weltweit, internationale Institutionen, Stiftungen und Unternehmen. Hauptauftraggeber war weiterhin das Bundesentwicklungsministerium. Die Einnahmen aus dem BMZ-Geschäft lagen mit rund 2,6 Milliarden Euro stabil auf hohem Niveau. Darin enthalten sind 384 Millionen Euro Kofinanzierungen, also Mittel, mit denen Dritte bereits bestehende Vorhaben vergrößern. Die Kofinanzierungen im gesamten gemeinnützigen Bereich konnte die GIZ in den vergangenen Jahren deutlich steigern: von 246 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 436 Millionen Euro im vergangenen Jahr, ein Plus von 77 Prozent. Zweitgrößter Geldgeber mit rund 375 Millionen Euro war im Jahr 2019 die Europäische Union, die Mittel bei Kofinanzierungen und direkten Beauftragungen zusammengenommen. 

Die GIZ erwirbt ihre Mittel zunehmend in sogenannten Ideenwettbewerben mit anderen öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen. Seit 2014 ist der Anteil der auf diesem Weg erzielten Einnahmen um 15 Prozentpunkte auf 47 Prozent gestiegen und lag bei 1,377 Milliarden Euro im Jahr 2019. „Wir freuen uns, dass wir knapp die Hälfte unserer Einnahmen im Wettbewerb erarbeiten und mit unseren Angeboten überzeugen konnten“, erklärte Gönner. Einen besonderen Anteil daran haben die BMZ-Sonderinitiativen, mit denen das Ministerium entwicklungspolitische Schwerpunkte setzt. 

Die wachsende Nachfrage nach den Leistungen der GIZ spiegelt sich anteilig auch in der Zahl der Mitarbeitenden wider. Insgesamt waren für das Bundesunternehmen zum Jahresende 2019 22.199 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (ein Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr) aus 153 Nationen tätig. Rund 70 Prozent von ihnen gehören zum nationalen Personal in den Einsatzländern.     

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen. Sie unterstützt die Bundesregierung in der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und in der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ trägt dazu bei, dass Menschen und Gesellschaften eigene Perspektiven entwickeln und ihre Lebensbedingungen verbessern. 

Den Integrierten Unternehmensbericht 2019 mit diesen und weiterführenden Zahlen und Inhalten finden Sie unter https://berichterstattung.giz.de

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