Riesterverträge stehen immer wieder in der Kritik. Die geplante Absenkung des Garantiezinses zu 2022 hat diese noch einmal verstärkt. Dennoch sehen Experten nach wie vor Potenzial, das Produkt an die steigenden Anforderungen des Niedrigzinsmarktes anzupassen. Digitalisierung ist eine der Kernideen.

Laut einer aktuellen Studie des Kantar Markforschungsinstitutes fühlt sich nur gut jeder Dritte sicher im Umgang mit Finanz-Vorsorgeprodukten. Dabei ist die Vorsorgelücke unbestritten. Die Riester-Rente galt als Basis-Rente gerade für Menschen mit geringerem Einkommen lange als Königsweg in der Altersvorsorge. Doch seit Jahren mehren sich Zweifel an der Rentabilität, denn die Höhe des Verwaltungsaufwandes ist sehr hoch. Mit der geplanten Absenkung des Garantiezinses auf maximal 0,25 Prozent erscheint Riester trotz der staatlichen Förderung nicht mehr zeitgemäß.

Die Politik macht derzeit jedoch nicht den Anschein, die Vorsorgelösung an die veränderte Lage anpassen zu wollen. Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), sagt in einem DUP Roundtable: „Wir bedauern das sehr. Immerhin haben wir mit 16 Millionen Riester-Verträgen ein internationales Erfolgsmodell“.

Weniger Komplexität – Riester lässt sich reformieren

Doch trotz sinkendem Höchstrechnungszins sieht nicht jeder das Ende schon gekommen. Maximilian Buddecke, Vorstandsmitglied der Bayerische ProKunde AG, meint dazu: „Ja, es ist eine Herausforderung für Versicherer, bei einem sehr niedrigen Zinssatz die zugesagten Garantien zu erwirtschaften. Durch die Garantiezinssenkung können viele Versicherer Riester nicht mehr oder nur zu langen Laufzeiten oder hohen Beiträgen anbieten. Und das widerspricht dem eigentlichen Konzept von Riester, die Rentenlücke vor allem auch für Geringverdiener auszugleichen.“ Darum habe er Verständnis, wenn einige Anbieter dieses Wagnis nicht eingehen wollten und sich aus dem Markt zurückziehen. „Natürlich gibt es einen Reformbedarf und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, das Modell zukunftsfähig zu machen.“

„Die Komplexität des Produktes ist viel zu hoch“, erklärt auch Peter Bofinger, Professor an der Universität Würzburg und ehedem Wirtschaftsweiser. Dem stimmt Buddecke zu. Die Bayerische unterstützt die Entbürokratisierung. Eine digitale Transformation in dieser Richtung würde sich ebenfalls positiv in den Kosten niederschlagen. „Der Gedanke hinter Riester ist letztlich, ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen, die Menschen in die private Vorsorge zu bringen. Dieses sehen wir nicht nur als vertriebliches, sondern auch als gesamtgesellschaftliches Ziel“, so Maximilian Buddecke.

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