Ausstellung: In zwei Ausstellungssälen auf insgesamt 700 Quadratmetern Fläche richtet die Schau den Blick auf ein kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtliches Phänomen, das seit einem halben Jahrtausend zur Geschichte Europas gehört: auf die Herstellung, den Handel, den Vertrieb und den Konsum der Kulturpflanze Tabak bzw. der hieraus produzierten Waren.

Die Objekte im ersten Ausstellungssaal zeigen das Aufkommen und die soziale Konnotation des Tabakkonsums im vorindustriellen Europa und beleuchten die Tabakkulturen der Welt. Hier werden herausragende Sammlungsstücke, darunter kostbare Gefäße, einzigartige wie typische Rauchutensilien, Kultgegenstände außereuropäischer Provenienz bis hin zu solchen Stücken, die Tabak als Zahlungsmittel zeigen, präsentiert.

Der Hauptteil beschäftigt sich mit dem Massenkonsumgut Zigarette im Industriezeitalter und der deutschen Tabakhauptstadt Dresden. Den Spitzenrang, den Dresden im Zeitalter der Orientzigarette auf allen damit verbundenen Gebieten erreichte, beruhte auf dem stetigen Austausch der Kulturen, einem innovationsfreundlichen Geschäftsklima, günstigen Rahmen- und Standortbedingungen und dem Weltstandard in Forschung und Produktion. Die Präsentation der für diesen Teil ausgewählten und zusammengestellten Stücke wird durch das innovative Holz-Design der für diese Ausstellung speziell angefertigten Vitrinen unterstützt. Zahlreiche Medienstationen mit historischem Film- und Bildmaterial sowie wissenschaftlich-museale Highlights, vor allem die digitale Karte der Zigarettenhauptstadt Dresden 1925/26 sowie das taktile Modell der Zigarettenfabrik Yenidze – ermöglichen moderne Zugänge über weitere Kanäle bzw. für Besuchergruppen mit Handicap. 

Den Ausstellungsabschnitten Tabakanbau/Fabrikbetrieb, Vertrieb/Konsum/Staat, Werbebilder/Reklame folgend, richtet der letzte Abschnitt Tabakgegner/Medizin den Blick auf Dresden als Zentrum der Lebensreformbewegung. In der Stadt befand sich die Zentrale der deutschen Tabakgegner, die für ihre Anhänger eine Holzhaussiedlung in Leubnitz erbaute. Zudem war Dresden jener Ort, an dem der Mediziner Fritz Lickint den weltweit ersten wissenschaftlichen Nachweis zu den schädlichen Folgen des regelmäßigen Tabakkonsums geführt hat – Erkenntnisse, die beispielsweise Eingang in die Kampagnen des Deutschen Hygiene-Museums gefunden haben.

Eine große kulturhistorische Schau mit teils überraschenden Perspektiven und herausragenden Exponaten – den wissenschaftlichen Standard verkörpernd, innovativ präsentiert und unterstützt von 40 Leihgebern aus 10 Städten.

Ausstellungsorte: Stadtmuseum Dresden (bis 01.08.2021),
Industriemuseum Chemnitz (2022)

Kurator: Dr. Holger Starke
Co-Kuratorin: Constanze Treue
Gestaltung und Grafik: Alexander Clauß

Eine Gemeinschaftsarbeit des Stadtmuseums Dresden – Direktorin Dr. Christina Ludwig – mit den Fachabteilungen der Museen der Stadt Dresden, begleitet durch eine externe Fachgruppe.

Kooperationspartner: Sächsisches Industriemuseum Chemnitz

Förderer: 

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtages beschlossenen Haushaltes.

Grußwort von Katja Margarethe Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen:
Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen hat Ausstellung TABAKRAUSCH gern unterstützt, weil sie sich auf hohem fachwissenschaftlichen Niveau und aus unterschiedlichen Perspektiven nicht nur einem zentralen Kapitel der sächsischen Industriegeschichte widmet, sondern weltumspannend kulturgeschichtliche Facetten des Themas beleuchtet. Es freut uns besonders, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, dass diese Ausstellung 2022 auch im Industriemuseum Chemnitz zu sehen sein wird.

Ein besonderes Exponat ist das Tastmodell der Yenidze, das diesen stadtbildprägenden Bau nun wörtlich mit allen Sinnen begreifbar macht.

Digitale Karte „Die Dresdner Zigarettenindustrie 1925/26“: Auf der Basis einer aufwändigen Datenerfassung und -kontrolle aus historischen Quellen und unter Nutzung digitalisierter und georeferenzierter Karten aus der Sammlung der Sächsischen Landesbibliothek. Staats- und Universitätsbibliothek erarbeitete interaktive Karte in drei Versionen: Print- (Begleitbuch), Digital- (Sonderausstellung), Internet-Version https://tabakstadt-dresden.de 

Autor: Heiko Figgemeier

Technische Universität Dresden, Lehrstuhl für Kartographie an der TU Dresden (Prof. Dr. Dirk Burghardt)

Datengrundlage: Matthias Erfurth, Markus Jähnichen,

Katharina Müller, Constanze Treue

Rahmenprogramm: Erarbeitet vom Kuratoren-Team und dem Bereich Bildung und Vermittlung im Zusammenwirken mit den Kooperationspartnern: Verein der Wohneigentümer Dresden-Süd, Leubnitzer Höhe (Ragnar Baldauf), WIMAD (Uwe Hessel), Johannstadtarchiv (Matthias Erfurth) und Dresdner Geschichtsverein, AG Statteilgeschichte (Rainer Nitzsche). [Siehe Flyer]

Digitalangebote: Thematische Rundgänge, Kuratoren- und Spezialführungen

Angebote vor Ort: Ausstellungsführungen, Fachvorträge zu Themen aus der Tabakgeschichte

Stadtrundgänge: Tabakgegner-Siedlung, Maschinenbauzentrum Zwickauer Straße, Tabakviertel Johannstadt/Striesen

Installation Feuertreppe: „Salem Aleikum Dresden. Der Nachhall des sogenannten Orients“: Ausgehend von der Leuchtschrift „Salem Aleikum“, die ehedem auf dem Dach der Zigarettenfabrik Yenidze als Werbung für die gleichnamige Zigarettenmarke der „Orientalischen Tabak- und Cigaretten-Fabrik“ von Hugo Zietz angebracht war, setzt sich die Installation aus drei LED-Panelen mit (post-)kolonialen Kontinuitäten, dem Orientalismus und Identitätskonstruktionen auseinander. Eine Installation der Abteilung für liegengebliebene Angelegenheiten (Margrit Barner, Anna Ilin)

Publikation : „Tabakrausch an der Elbe“
Dieses Buch ist die erste wissenschaftliche Publikation zur deutschen Tabakmetropole Dresden und zugleich eine der umfangreichsten Darstellungen zum „Zeitalter der Zigarette“. 26 Autorinnen und Autoren von drei Kontinenten stellen ihre aus unterschiedlichem Blickwinkel, mit den Methoden der jeweiligen Fachwissenschaft, auf der Grundlage umfangreicher Quellenanalysen gewonnenen Erkenntnisse vor. Der attraktiv gestaltete und reich illustrierte Band ist für eine breite kulturhistorisch interessierte Leserschaft konzipiert worden, die Interesse an der spannungsreichen und widerspruchsvollen Kulturgeschichte zwischen Orient und Okzident haben.

Herausgeber: Holger Starke

Wiss. Redaktion: Uwe John

Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung

23 Fachbeiträge und zwei Dokumentationen

Erschienen im Michael Imhof Verlag, 216 Seiten, zahlr. Abbildungen/Karten

ISBN 978-3-7319-1011-4, erhältlich im Buchhandel (24,95 Euro) und Museumsshop (19,95 Euro)

Anschrift: Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße 2

(Eingang Landhausstraße), 01067 Dresden

www.stadtmuseum-dresden.de

Geöffnet: DI bis SO von 10.00 bis 18.00 Uhr, FR von 10.00 bis 19.00 Uhr, MO geschlossen
Alle weiteren Informationen unter www.museen-dresden.de.

Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 4 Euro; Gruppen ab 10 Personen 4,50 Euro

Familienkarte 12 Euro, FR ab 12 Uhr Eintritt frei

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