Für die drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland, Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 ist am 15. April endgültig Schluss. „Deutschland steigt aus der gefährlichsten Technologie zur Energieerzeugung aus, die es je gab“, so Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). Die Arbeit sei damit keineswegs getan: „Mit dem Einstieg ins post-atomare Zeitalter muss auch das post-fossile Zeitalter entschieden vorangetrieben werden. Erneuerbare Energien sind jetzt systemsetzend, ihr Ausbau ist noch beherzter voranzutreiben und das Energiesystem auf ihre Bedürfnisse auszurichten“, fordert Peter. Neue fossile Gasbrücken mit der „irgendwann-H2-ready-Option“ brauche es nicht.

Der Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft sei ein energiewirtschaftlich überfälliger Schritt, nachdem man sich vor über 20 Jahren für die Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren im Stromsektor entschieden habe. „Deutschland steigt nicht nur aus der gefährlichsten, sondern auch aus einer der teuersten Energieerzeugungsarten aus. Allein die Gestehungskosten von Atomstrom liegen mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie die des Erneuerbaren-Energien-Mixes. Von den Folgekosten für Endlagerung und Rückbau ganz zu schweigen.“ 

Zentrale Großkraftwerke seien zudem ein Relikt aus der alten Energiewelt: „Die fluktuierende regionale Stromerzeugung aus entfesselter Sonnen- und Windenergie braucht ein flexibles und dezentrales Back-up“, so Peter. Hier sei es neben schnelleren Genehmigungsverfahren und einer breiteren Flächenkulisse für Wind und Solar wichtig, Anreize für mehr Flexibilität bei Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, grüner KWK, Speichern und Sektorenkopplung zu setzen. „Der Kohleausstieg bis 2030 ist zwingend. Und auch einen Kapazitätsmarkt für neue fossile Gaskraftwerke, die irgendwann H2-ready sind, lehnen wir ab. Das kostet Steuerzahler*innen am Ende Milliarden, wie Kohle- und Atombetrieb sowie -ausstieg zeigen. Erneuerbare senken heute schon die Preise an der Strombörse, an den Ostertagen erneut auf null und unter null Euro. Das müssen das neue Strommarktdesign und die geplante Kraftwerksstrategie berücksichtigen“, so Peter.

Selbst wenn die teure Endlagerung auf die Allgemeinheit abgewälzt werde, habe die Atomenergie im Markt keine ökonomische Basis mehr. Das dürfe auch die EU nicht durch neue Förderrahmen kaschieren. „Wir erwarten, dass sich die Bundesregierung in der laufenden Marktdesigndebatte hierzu deutlich positioniert. Knappes Steuergeld darf nicht länger fehlgeleitet, sondern muss auf die Erneuerbaren fokussiert werden.“ Auch ohne Atomkraft sei die Energieversorgung gesichert. „Analysen des BEE zeigen, dass die Stromnachfrage kurzfristig auch im Extremfall zu 99,96 Prozent inländisch gedeckt werden kann. Mit jedem Jahr wächst der Anteil Erneuerbarer Energien, der in diesem Jahr bei rund 50 Prozent im Stromsektor liegt. Das Erneuerbare Zeitalter hat längst begonnen. Unternehmen und Haushalte profitieren davon dauerhaft“, so Peter abschließend.

Eine gute Gelegenheit, die vielfältigen Arten der Erneuerbaren Energieproduktion kennenzulernen, bietet am 24.04.2023 der Tag der Erneuerbaren Energien, der als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ins Leben gerufen wurde.

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