Die Welternährungsorganisation FAO hat gestern zusammen mit vier weiteren UN-Organisationen in New York ihren aktuellen Welternährungsbericht (SOFI) vorgestellt. Demnach ist die Zahl chronisch hungernder Menschen im vergangenen Jahr bei 735 Millionen verblieben (2021: 739 Millionen). 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren – mehr als 20 Prozent – sind in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Insgesamt 2,36 Milliarden Menschen – rund 30 Prozent der Weltbevölkerung – sind von mittlerer bis schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Dies ist ein Anstieg von über 50 Millionen im Vergleich zu den Zahlen des letztjährigen FAO-Berichts und ein dramatischer Anstieg von fast einer Milliarde Menschen seit 2014. Über drei Milliarden Menschen weltweit sind zu arm, um sich gesund ernähren zu können.„Es ist eine bittere Realität, dass das Menschenrecht auf Nahrung von immer mehr Menschen verletzt wird, obwohl wir mehr als genug produzieren“, so Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland. „Die Politik verlässt sich einseitig auf die jahrzehntelangen Versprechen der Agrar- und Ernährungskonzerne, dass ihr industrielles Produktionsmodell den Hunger beendet. Die Zahl der Hungernden ist seitdem jedoch immer weiter gestiegen. In Ländern des Südens werden rund zwei Drittel aller Nahrungsmittel von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern produziert. Wir müssen daher weg von konzerndominierten Ernährungssystemen hin zu einer Politik, die die Rechte von Bäuerinnen, Hirtenvölkern und Kleinfischern sowie eine Verringerung der katastrophalen Umweltschäden durch die Agrarindustrie ins Zentrum stellt.“Dies gilt auch in Beziehung zum thematischen Schwerpunkt des diesjährigen Welternährungsberichtes, der Bedeutung der Urbanisierung für unsere Ernährung. Der Bericht lässt eine Benennung der Ursachen der Verstädterung weitgehend vermissen, die gerade durch unsere veränderten Ernährungssysteme angeheizt wird. Roman Herre, Agrarreferent von FIAN: „Urbanisierung ist kein Naturgesetzt sondern das Ergebnis anhaltender Diskriminierung von Kleinbäuerinnen und -bauern und der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft, in der die Menschen im ländlichen Raum schlicht keinen Platz mehr haben.“„Wir müssen endlich begreifen, dass Hunger kein Schicksal ist! Hunger ist meist ein Resultat von Diskriminierung und Ausgrenzung“, so Mimkes weiter. Ein Mix aus nationalen Politiken und internationalen Abkommen privilegiert heute einseitig industrielle und konzerndominierte Ernährungssysteme: inputintensive Landwirtschaft, sehr lange Versorgungsketten, globaler Handel dominiert von wenigen Konzernen, Investitionsabkommen oder marktbasierte Antworten auf die Klimakrise. Erstaunt ist FIAN auch über Lücken im Bericht. So wird die Spekulation mit Nahrungsmitteln, welche einen gewaltigen Preissprung bei Grundnahrungsmitteln nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine mitverantwortet, mit keinem Wort angesprochen.
SOFI-Bericht der FAO: www.fao.org/documents/card/en/c/cc3017en
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Die Welternährungsorganisation FAO veröffentlich jährlich eine Schätzung zur Hungersituation weltweit. Dies geschieht klassisch mit dem Indikator „Verbreitung von Unterernährung“ (engl. Prevalence of Undernourishment, kurz PoU). Der Indikator bezieht sich vor allem auf die Unterschreitung einer minimalen Versorgung mit Kalorien.

Seit sechs Jahren veröffentlicht die FAO zudem Zahlen eines zweiten Indikators. Der so genannte Food Insecurity Experience Scale (FIES) beruht im Gegensatz zur kalorienbasierten Kalkulation auf Haushaltsbefragungen und kann besser unterschiedliche Schweregrade von Hunger messen. Demnach wird zwischen leichter, mittlerer und schwerer Ernährungsunsicherheit unterschieden.

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