Am Donnerstag, dem 28. Juni 2018, fand an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein eine pflegepädagogische Fachtagung zum Thema „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Pflegepädagogik“ statt. Unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Sahmel, Professor für Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, suchten dabei Fach- und Führungskräfte sowie Lehrende im Bereich Pflege und Pflegepädagogik den fachlichen Austausch zum derzeit viel diskutierten Thema Pflegepädagogik.

Nach der Begrüßung durch Hochschulpräsident Prof. Dr. Peter Mudra und Prof. Dr. Andreas Rein, Prodekan des Fachbereichs Sozial- und Gesundheitswesen, gab Pflegeexperte und Veranstaltungsinitiator Prof. Dr. Karl-Heinz Sahmel eine Einführung ins Thema. Dabei schlug er einen weiten Bogen von den Anfängen der relativ jungen Disziplin bis in die derzeit ungewisse Zukunft. „Im 19. Jahrhundert oblag die Ausbildung von Krankenschwestern Ärzten und Oberinnen ohne pädagogische Vorbildung. Die Ausbildung diente neben der Vermittlung von Fachwissen der Charakterbildung und stand unter dem Primat des Dienstes am Krankenbett beziehungswiese des aufopferungsvollen Dienstes am Patienten“, so Sahmel. Noch heute wirke diese Vorstellung weiter und präge die ideologische Vorstellung von Pflege und Pflegepädagogik. So sei die Behauptung der Praxisferne in der Pflegepädagogik bis heute ein vielgehörtes Argument. In den 1980er Jahren, so Sahmel weiter, wird die über viele Jahrzehnte dominante Vorstellung von der Pflege als „Berufung“ mit einer klaren Unterordnung der Pflegenden unter die Ärzteschaft wie es beispielsweise die katholische Ordensschwester Liliane Juchli in ihrem zum Klassiker gewordenen Pflegelehrbuch propagierte, langsam brüchig. Auch regt sich Widerstand unter den sogenannten Unterrichtspflegern und -schwestern als „Lehrkräfte zweiter Klasse“ behandelt zu werden – ohne Studium, ohne Schutz der Berufsbezeichnung und mit deutlich geringerem sozialem Status und Bezahlung gegenüber Berufsschullehrerinnen und -lehrern. Angetrieben durch eine 1992 publizierte Denkschrift der Robert-Bosch-Stiftung entsteht in den 1990erJahren eine breite Diskussion um eine Akademisierung der Pflegelehrerqualifikation, die in die Einrichtung entsprechender Studiengänge an Hochschulen und Universitäten und einer entsprechenden Pluralität der akademischen Lehre in diesem Bereich mündet. Mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge im Zuge der Bologna-Reform bekommt darüber hinaus der Effizienz-Gedanke größeres Gewicht. „Wie geht es nun weiter angesichts von Pflegenotstand, Pflegeberufsgesetz und zunehmendem Fachkräftemangel auch im Bereich der Pflegelehre? Wo wird die Disziplin Pflegepädagogik künftig verortet zwischen Berufspädagogik, kritischer Erziehungswissenschaft und Pflegedidaktik?“ – Diese Fragen gab Sahmel dem Plenum zur Diskussion mit auf den Weg.

So stand denn die Fachtagung anschließend ganz im Zeichen des kritisch-konstruktiven Austauschs: In Workshops unter Leitung von Prof. Dr. Mechthild Löwenstein von der Hochschule Esslingen, Dr. Armin Leibig und Yvonne Zenz von der Hochschule Ludwigshafen wurden die von Sahmel aufgeworfenen Leitfragen sowie die Themen pädagogische Grundsätze, Kompetenzen im Zentrum der Qualifikation sowie Pflegeausbildung und Pflegenotstand aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und in der abschließenden Podiumsdiskussion zusammengeführt. Dabei kamen die Teilnehmenden zum Schluss, dass die viel zitierte „temporäre Krise in der Pflege“ bereits den Status eines dauerhaften Notstands erreicht habe. Erleichterungen könnten im Rahmen der Digitalisierung und Technisierung geschaffen werden. Auch Kompetenzorientierung – wie Reflexionskompetenz, Transferlernen und eine exemplarische Vermittlung sowohl in der Theorie als auch in der Pflegepraxis – und die Begegnung auf Augenhöhe sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Schritt in die richtige Richtung an. Dabei hätten es die Pflegenden selbst in der Hand, Veränderungen zu gestalten. Dennoch war auf der Tagung eine gewisse Skepsis gegenüber dem Einsatz neuer Techniken sowie gegen eine exakte Kompetenztrennung und -messung spürbar: Die Menschenwürde müsse auch weiterhin Grundsatz allen pflegerischen sowie Gegenstand des pädagogischen Handeln sein, so der breite Konsens. Auch die Pflegepädagogik solle und könne zur Verbesserung der Gesamtsituation in der Pflege beitragen: „Die Zusammenarbeit und das Zusammenstehen zwischen Lehrenden und Lernenden ist wichtig; ebenso die Stärkung der gesellschaftlichen Sicht auf Pflege und der Aufbau des Unterrichts in unterschiedlichen Schweregraden“, summierte Dr. Armin Leibig die Ergebnisse des von ihm geleiteten Workshops. Auch die Zusammenarbeit von Theorie und Praxis solle durch Lernkooperationen weiter intensiviert werden, denn Pflegemanagement und Pflegepädagogik seien an einer Konsensfindung interessiert. In der von Yvonne Zenz geleiteten Gruppe ging es um die wichtige pädagogische Frage nach der Legitimität der „Formung“ von „Haltungen“ von Pflegeauszubildenden.

Mit der diesjährigen Fachtagung verabschiedet sich der langjährige Organisator und -initiator, Prof. Dr. Karl-Heinz Sahmel, der im September emeritiert wird, offiziell als Hochschullehrer von der Hochschule Ludwigshafen. Als Autor von Fachpublikationen zum Thema Pflege und Pflegepädagogik sowie als Lehrender an der Steinbeis-Akademie in Marburg und am Institut für Pflegewissenschaft der UMIT im österreichischen Hall wird er aber weiter wirken. Auch die Pflegepädagogische Fachtagung findet im nächsten Jahr erneut statt. Leitung und Organisation obliegt dann Dr. Armin Leibig, dem designierten Nachfolger der Professur von Prof. Dr. Karl-Heinz Sahmel.

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