Für eine größere Vielfalt von Pflegeformen und ein stärkeres Ineinandergreifen von Hilfen, die die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen mit ihren individuellen Bedarfen, Möglichkeiten und Wünschen in den Blick nehmen, spricht sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aus.

In seiner Vollversammlung am Freitag, den 23. November 2018, hat das ZdK hierzu einen Erklärungstext mit dem Titel "Gerechte Pflege in einer sorgenden Gesellschaft – Zur Zukunft der Pflegearbeit in Deutschland" verabschiedet. Die Erklärung befasst sich aus sozialethischer Perspektive besonders mit den Personen, die in der Pflege tätig sind und entwirft die Vision einer sorgenden Gesellschaft, in der Pflegearbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe angenommen wird.

Das Papier nimmt insbesondere den in der deutschen Pflegepolitik geltenden Vorrang der häuslichen vor der stationären Pflege kritisch in den Blick. "Die weite Verbreitung der Angehörigenpflege ist Ausdruck lebendiger Sorgebereitschaft und familiärer Solidarität. Zugleich darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass die Lasten des Pflegealltags viele Angehörige überfordern", betonte Prof. Bernhard Emunds in der Einführung in die Erklärung, die er federführend für den ZdK-Sachbereich "Wirtschaft und Soziales" erarbeitet hat. Die weite Verbreitung der ethisch und arbeitsrechtlich hochproblematischen „24-Stunden-Pflege“ zeige, dass das familienbasierte deutsche Pflegesystem an seine Grenzen stoße.

Hildegard Müller, zuständige ZdK-Sprecherin für Wirtschaft und Soziales, hob in der Debatte hervor: „Wir müssen uns fragen, ob die aktuellen Grundstrukturen des deutschen Pflegesystems auch in Zukunft noch eine verlässliche Absicherung des Pflegerisikos gewährleisten und wie die damit verbundenen Lasten generationengerecht verteilt werden können. Wir stehen vor Herausforderungen durch die bereits jetzt spürbare Zunahme der Pflegebedürftigen, durch den bereits heute kaum zu befriedigenden Pflegebedarf und die aktuell schon sehr hohen Belastungen der pflegenden Personen.“

Die Erklärung zeigt sechs konkrete Reformoptionen auf, die für die Zukunft der Pflegearbeit in Deutschland von großer Bedeutung sind. Diese Reformoptionen umfassen insbesondere verbesserte Arbeits- und Entgeltbedingungen in der professionellen Pflege sowie verbesserte Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Erwerbs- und Pflegearbeit in der Pflege, die durch Angehörige geleistet wird. Eine zentrale Forderung betrifft die Entlastung pflegender Angehöriger im Pflegealltag. Dazu gehörten eine verbesserte Förderung von haushaltsnahen Dienstleistungen und der Ausbau einer größeren Vielfalt von Pflegeformen. Nicht zuletzt fordert das ZdK eine weitergehende Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Bereich der Pflege.

Das ZdK verweist auf die mit dem Weg zu einer guten Pflege für alle verbundenen Investitionen und Kosten und fordert in diesem Zusammenhang eine breite Debatte über den gesellschaftlichen Stellenwert der Sorgearbeit.

 

 

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