Erst nach einer elfjährigen Odyssee mit unzähligen Arztbesuchen gab es für Beate Faulstich-Reichhardt und ihren Sohn Gewissheit: Eine Behinderung aus dem Autismus-Spektrum ist es, die ihren Sohn besonders macht.

Mit Hilfe der Diagnose konnten spezielle Bedürfnisse in der Schule oder im Alltag berücksichtigt werden – mehr Verständnis der Mitmenschen und Ausgleichsmaßnahmen machten vieles einfacher. Denn Menschen, die von einer Behinderung aus dem Autismus-Spektrum betroffen sind, stoßen in ihrem Alltag immer wieder auf Unverständnis und Ablehnung.

Auf dem elfjährigen Weg musste Beate Faulstich-Reichhardt viele Erfahrungen selbst sammeln und sich viel Wissen über die Behinderung, die Fördermöglichkeiten und Antragsverfahren erarbeiten. „In Hessen gibt es drei Regionalvereine, die Betroffenen und Angehörigen mit Informationen weiterhelfen“, sagt Beate Faulstich-Reichhardt. Die Vereine, angesiedelt in Nord-, Mittel- und Südhessen böten Hilfe von Betroffenen für Betroffene – was der Beratung sehr gut tue. „Das Verständnis ist dann einfach ein anderes“, führt Faulstich-Reichhardt aus.

Die Behinderung und ihre besonderen Erfordernisse sind vielen nicht vertraut. Die angeborene Beeinträchtigung, von der mindestens ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist, beeinflusst die individuelle Wahrnehmung, die Kommunikation und dadurch die soziale Interaktion. Manche Sinneseindrücke treten stärker in den Vordergrund oder können nicht gefiltert, Ironie und Redewendungen können nicht entschlüsselt werden, auch die Körpersprache der Mitmenschen stellt Betroffene vor unlösbare Aufgaben. All das macht das Leben von Menschen im Autismus-Spektrum herausfordernd und anstrengend – wenn das Umfeld nicht über die Behinderung aufgeklärt ist.

Beate Faulstich-Reichhardt engagiert sich nun seit einigen Jahren im Verein Autismus Mittelhessen, der sich Aufklärung und Beratung zur Aufgabe gemacht hat. „Der Verein ist Ansprechpartner und zentrale Anlaufstelle. Er möchte Informationen über Autismus auch in den Vogelsbergkreis tragen“, beschreibt Faulstich-Reichhardt den Verein. Bei vielen Eltern sei die Hemmschwelle, sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich beim Verein zu informieren, noch sehr hoch. Dabei könnten die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins kompetent beraten. „Wir können bei der Facharztsuche helfen, wissen welche Schritte nach einer Diagnose hilfreich sind und wo es Hilfsangebote gibt“, sagt Faulstich-Reichhardt. „Die Aufklärungsarbeit ist sehr wichtig, denn die Bandbreite der Behinderung ist sehr groß.“ Angebote wie regelmäßige Gesprächs- und Informationsabende, ein Infotelefon, Gesprächsgruppen für Menschen aus dem autistischen Spektrum sowie die Homepage sollen Unterstützmöglichkeiten für Betroffene und deren Angehörige bieten. Auf der Homepage findet sich auch der „Autismus-Atlas“, den der Verein erstellt hat. Dieser sammelt unter anderem Ansprechpartner, besonders qualifizierte Ärzte, Ausbildungs-, Förderungs- sowie Therapieangebote in ganz Mittelhessen.

Deswegen ist das Ziel des Vereins, das Angebot zu erweitern und so das Wissen über die Behinderung mehr Menschen zur Verfügung stellen zu können. „Diese Aufklärungsarbeit unterstützen wir gerne und hoffen, dass die Spende dabei hilft, Betroffenen-Gesprächsgruppen und ehrenamtliche Beratung zu ermöglichen“, sagte Landrat Manfred Görig (SPD) bei der Übergabe. Das Beratungsangebot auch im Vogelsbergkreis zu etablieren, sei eine wichtige Aufgabe, die es zu fördern gelte. Weitere Infos über www.autismus-mittelhessen.de

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