Aufgrund der schweren Krise der Gesundheitssysteme in den europäischen Nachbarstaaten, wirbt die Deutsche Gesellschaft für Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) für eine breite Solidarität innerhalb Europas. Dank der früh ergriffenen Maßnahmen hält Deutschland mit Abstand die meisten Intensivbetten vor. Die Zahl der beatmeten Patienten mit COVID-19 ist im Vergleich zu den freien Betten nach wie vor relativ gering, erläutern Experten. Solange ausreichende Kapazitäten vorhanden sind, plädiert die Fachgesellschaft dafür, den europäischen Nachbarstaaten zu helfen.

Unter der federführenden Beteiligung von Professor Dr. Christian Karagiannidis und Professor Dr. Uwe Janssens, beide Vorstandmitglieder der DGIIN, ist das DIVI-Intensivregister entstanden. Dieses wird im Laufe der kommenden Woche genaue Prognosen zum weiteren Verlauf der beatmungspflichtigen Patienten mit COVID-19 liefern können. „Diese Daten sollten dann Grundlage für die Steuerung der Intensivpatienten in Deutschland bilden. Wenn die Zahlen intensivpflichtiger Covid-19-Patienten in Deutschland weiterhin relativ niedrig bleiben, liefern diese Daten auch Hilfe für die Steuerung der Unterstützung für unsere europäischen Nachbarstaaten – ohne dass der Bevölkerung in Deutschland ein Nachteil daraus entsteht“, erläutert Karagiannidis, der auch Leitender Oberarzt und Leiter des ECMO Zentrums an der Lungenklinik Köln-Mehrheim ist.

Die DGIIN empfiehlt, eine zentrale Koordinationsstelle im Bundesministerium für Gesundheit unter Mitwirkung aller intensivmedizinischer Fachgesellschaften einzurichten. „Diese Stelle könnte dann die Kapazitäten in den Krankenhäusern deutschlandweit koordinieren und so Entlastung für Kliniken an der Kapazitätsgrenze schaffen sowie freie Betten an anderen Orten nutzen“, so Karagiannidis.

„Derzeit lehnen mehrere Bundesländer die Aufnahme von intensivpflichtigen Patienten aus dem Ausland ab“, erläutert Professor Dr. Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der DGIIN und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Es ist unsere moralische und gesellschaftliche Pflicht, so ist sich die DGIIN einig, unseren europäischen Nachbarstaaten zu helfen, solange wir noch ausreichende, nicht belegte Kapazitäten haben.

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