Ob sichere gesundheitliche Versorgung, Notbetreuung von Kindern oder psychosoziale Beratung: In der Krise fällt besonders auf, wie notwendig soziale Dienstleistungsarbeit ist, damit das Miteinander funktioniert und Arbeit und Produktion in anderen Branchen aufrecht erhalten werden können. Zur Aufwertung systemrelevanter Berufe hat das Institut Arbeit und Technik (IAT /Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) ein Impulspapier vorgelegt:

Es braucht mehr Investitionen in soziale Dienstleistungen, mehr Aufmerksamkeit für die Zusammenarbeit der Berufe, für bessere Arbeitsbedingungen und Einkommen, für neue attraktive Aufgaben und Qualifizierungswege, für Arbeits- und Gesundheitsschutz und für eine bedarfsgerechte Digitalisierung. Denn diese Felder eröffnen schon heute Perspektiven zur strukturellen Aufwertung sozialer Dienstleistungsarbeit.

Der aktuelle Datenreport basiert auf einer Sonderauswertung des WSI – „LohnSpiegels“. Betrachtet werden Löhne, Gehälter und Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Berufen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gehälter in diesen Tätigkeiten insgesamt unter dem Durchschnitt liegen, was der gesellschaftlichen Bedeutung der Arbeit nicht entspricht. Hinzu kommt: Neben dem allgemein als zu niedrig empfundenen Einkommensniveau sind auch die Unterschiede innerhalb einzelner Berufsfelder immens. Die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen arbeiten zudem im Durchschnitt 6,3 Wochenstunden mehr als vertraglich vereinbart. In den übrigen Berufen gibt es dagegen durchschnittlich rund 1,2 Überstunden pro Woche.

Anhand von Forschungsergebnissen des IAT werden im Impulspapier konkrete Handlungsfelder und Handlungschancen zur strukturellen Aufwertung sozialer Dienstleistungsarbeit skizziert. So gelingt es bislang nur unzureichend, Bildungsinvestitionen in innovative Bildungs- und Studienangebote durch neue Aufgaben- und Tätigkeitsfelder sowie durch entsprechende Gratifikationssysteme im betrieblichen Alltag zu fundieren. In anderen Ländern sind Pflegende zudem bspw. in der betrieblichen Gesundheitspflege, der Schulgesundheitspflege oder Familiengesundheitspflege tätig. Die Institutionalisierung dieser gesellschaftlich sinnvollen Arbeitsfelder steht hierzulande noch aus.

Die Corona-Pandemie wird einen enormen Schub für neue digitale Lösungen in der sozialen Dienstleistungsarbeit mit sich bringen. Digitalisierung eröffnet grundsätzlich die Chance, bestehende Dienstleistungen besser auf den Bedarf abzustimmen, neue Angebote zu entwickeln und die Beschäftigten sinnvoll zu unterstützen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten deutscher Krankenhäuser sich mehrheitlich als digital kompetent einschätzen und sich bei der Einführung digitaler Technik am Arbeitsplatz mehr beteiligen wollen, jedoch nur knapp die Hälfte hat das Gefühl, dass dies in ihrem betrieblichen Kontext auch tatsächlich erwünscht ist. Durch Digitalisierung fallen oft zusätzliche Aufgaben an, die in der betrieblichen Praxis, wie auch die Kompetenzentwicklung der Kollegen*innen, häufig parallel zum Arbeitsalltag und informell von den Teams miterledigt werden müssen. Aufwertung erfordert zum einen, diese strukturellen Veränderungen von Aufgaben-, Tätigkeits- und Belastungsprofilen sichtbarer und für Aufwertungsstrategien nutzbar zu machen. Zum anderen können Beschäftigte und Einrichtungen von einer vorausschauenden Personalarbeit künftig erheblich profitieren. Vor allem dann, wenn neue Arbeits- und Tätigkeitsfelder frühzeitig identifiziert und durch neue Lernformen/-formate so unterstützt werden, dass „Arbeiten 4.0“ für die Beschäftigten nicht zur Sackgasse wird, sondern neue berufliche Entwicklungsperspektiven eröffnet.

Damit neue Lösungen für Beschäftigte und Betriebe nachhaltig sind, ist die Stärkung von Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft in der sozialen Dienstleistungsarbeit erforderlich. Erste Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zur Rolle betrieblicher Interessenvertretungen bei betrieblichen Digitalisierungsprozessen in Pflegeeinrichtungen zeigen, dass sie gegenüber digitalen Innovationen grundsätzlich positiv eingestellt sind. Gegenwärtig hat jedoch nur ein Drittel der befragten Gremien „Digitalisierung“ als strategisches Entwicklungsthema auf der Agenda, für zwei Drittel der Befragten spielt das Thema in der Gremienarbeit hingegen „nur am Rande“ oder sogar „gar keine“ Rolle. Hier zeigt sich, dass bei sozialpartnerschaftlichen Gestaltungsstrategien für die Mitwirkung und Mitgestaltung von Beschäftigten derzeit noch viel Luft nach oben ist.

Weitere Informationen: https://www.iat.eu/discussionpapers/download/IAT_Discussion_Paper_20_04.pdf (Datenreport) ; https://www.iat.eu/discussionpapers/download/IAT_Discussion_Paper_20_04B.pdf  (Impulspapier)

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