∙ Anzahl der Pools hat sich während der Corona-Pandemie verdoppelt

∙ Jüngere duschen länger und öfter als Ältere, sehen aber auch höheres Sparpotenzial bei sich

∙ Falls nötig sollte Befüllung von Pools als erstes rationiert werden – nur Poolbesitzer sehen das anders

Hitzerekorde und Trockenheit, eine wachsende Stadt und die Corona-Pandemie – viele Gründe, warum Hamburgs Wasserbedarf in den letzten zehn Jahren insgesamt gewachsen ist. Nachdem die Menschen in Hamburg jahrzehntelang vorbildlich waren beim Wassersparen, zeigt der Trend nicht nur bei der Jahreswasserabgabe, sondern bei den Pro-Kopf-Verbräuchen wieder nach oben. Wurden 2015 noch 139 Liter am Tag pro Person verbraucht, waren es 2020 schon 144 Liter am Tag pro Person (inkl. Kleingewerbe). In einer aktuellen Wasserverbrauchsstudie zeigt HAMBURG WASSER nun, ob diese Entwicklungen auf Sondereffekte wie Corona oder heiße Sommer wie in 2018 zurückzuführen sind oder ob die Menschen in der Stadt anders mit Wasser umgehen.

Vier von zehn Haushalten geben an, dass ihr Wasserverbrauch während der Corona-Pandemie gestiegen sei. Besonders jüngere Hamburger führen es darauf zurück, dass sie insbesondere durch das Homeoffice und Homeschooling häufiger zu Hause waren als üblich und deshalb durch häufigeres Händewaschen, Kochen oder Putzen mehr Wasser benötigt haben. Viele Menschen haben in der Zeit auch ihr Zuhause aufgewertet und sich unter anderem Pools angeschafft. Laut Wasserverbrauchsstudie hat sich die Zahl freistehender oder eingelassener Pools währenddessen teilweise mehr als verdoppelt. Insgesamt geben 6% der Befragten an, nun einen freistehenden Pool zu besitzen. Vor der Pandemie war er bei 3 % zu finden und weitere 3 % geben an, in den nächsten zwölf Monaten einen anschaffen zu wollen. Während 2 % der Befragten sagen, schon vor der Pandemie einen eingelassenen Pool besessen zu haben, liegt die Zahl nun bei 5 %. Das Wasser wird in den Sommermonaten häufig mindestens einmal im Monat erneuert.

Versorgungssicherheit und Ressourcenschutz bei steigenden Bedarfen

„Hier zeigt sich schon deutlich, dass nicht nur die heißen Sommer der letzten Jahre, sondern auch die Corona-Pandemie einen spürbaren Effekt auf den Wasserverbrauch hat“, erklärt Nathalie Leroy, Geschäftsführerin von HAMBURG WASSER. „Diese Entwicklung wird uns weiter begleiten, denn wer sich im letzten Jahr einen Pool angeschafft hat, wird ihn auch nach der Pandemie weiter nutzen. Gerade Anschaffungen in diesem Bereich haben erheblichen Effekt auf den Wasserbedarf, der im Sommer ohnehin auf hohem Niveau liegt. Unsere Aufgabe ist es, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser aufrechtzuerhalten, aber auch die Ressource Wasser im Sinne aller zu bewahren.“

„Am Beispiel der Pools sehen wir bedingt durch die Pandemie sehr deutlich, wie sich erhebliche Änderungen im Lebensalltag vieler Menschen auch auf den Wasserbedarf einer Stadt auswirken“, sagt Stefan Liehr. Er leitet den Forschungsschwerpunkt Wasserressourcen und Landnutzung beim ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main. Mit dem ISOE zusammen erforscht HAMBURG WASSER den Wasserbedarf, um auch zukünftig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Mit dieser Befragung erhalten wir Einblicke in Verhaltensmuster von Menschen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern können. Pools und Rasensprenger haben vor einigen Jahren noch keine große Rolle gespielt. Aber auch andere Routinen im Haushalt haben sich geändert, wie ein häufigeres und längeres Duschverhalten. Die Erkenntnisse hieraus sind für Prognosen des Wasserbedarfs hochrelevant, denn Versorger sind auf möglichst präzise Aussagen angewiesen, um sich zukunftsfest aufzustellen.“

Pools besonders bei Jüngeren beliebt

Besonders bei 18- bis 39-Jährigen, die häufiger mit Kindern in größeren Haushalten leben, sind Planschbecken, Pools oder Rasensprenger beliebt. Während insgesamt 15 % aller Befragten angibt, einen Rasensprenger zu besitzen, ist er bei der jüngeren Altersgruppe mit 18 % leicht überdurchschnittlich oft zu finden, bei den 65- bis 79-Jährigen mit 7 % sehr viel seltener. Dies korreliert mit der Verteilung von Gärten im Laufe eines Lebens, denn jüngere Befragte geben mit 33 % öfter an, einen Garten zu besitzen als die älteren (16%).

Insgesamt gibt ungefähr jeder zehnte Befragte (11 %) an, ein Planschbecken zu besitzen, die 18- bis 39-Jährigen sogar zu 16 %. Freistehende Pools findet sich bei jedem Zehnten der jüngeren Befragten, bei 8% von ihnen eingelassene. Hingegen sind beide Produkte bei den ältesten Befragten so gut wie gar nicht zu finden. Mehr als ein Drittel (37 %) mit freistehendem Pool gibt an, dass dieser mehr als 5.000 Liter Wasser fasst und mehr als die Hälfte (57 %) sagt, sie wechselten mindestens einmal im Monat das Wasser. Zum Vergleich: Ein vergleichsweise kleiner Pool mit drei Metern Durchmesser und 80 Zentimetern Höhe fasst 3.500 Liter Wasser – das entspricht etwa dem Monatsverbrauch einer Person.

„Der Klimawandel führt nicht nur zu einer Zunahme heißer Tage, sondern auch zu längeren Trockenperioden. Beides führt zu wachsenden Bedarfen auf Seiten unserer Kundschaft, aber auch beispielsweise bei der Landwirtschaft“, führt Nathalie Leroy aus. „Dadurch nimmt in den letzten Jahren auch der Druck auf die Ressource Wasser zu. Die vergangenen drei Jahre haben gezeigt, dass die Verbräuche während extremer Wetterlagen in die Höhe schnellen.“

Jüngere besonders reinlich? Sie duschen häufiger und länger, spülen häufiger und waschen öfter Wäsche

„Wir sehen in der Umfrage, dass Jüngere auch auf individueller Ebene einen höheren Verbrauch haben als Ältere: So duschen und baden sie nicht nur merklich häufiger, sondern auch deutlich länger“, erläutert Stefan Liehr. „Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass sich der Alltag mit Freizeit, Sport und Arbeit in unterschiedlichen Lebensphasen erheblich ändert.“ Während mehr als die Hälfte (54 %) der 18- bis 64-Jährigen täglich duscht, tun dies bei den 65- bis 79-Jährigen noch ein Viertel.

Insgesamt bevorzugen die Befragten eindeutig, zu duschen statt zu baden, denn nur 6 % von ihnen geben an, täglich ein Bad zu nehmen, während 47% täglich duschen. Über die Hälfte (53 %) sagt, dass sie seltener als einmal im Monat oder nie baden. Hier verhalten sich die Befragten schon wassersparend, denn bei einer Dusche wird durchschnittlich nur ein Drittel der Wassermenge gebraucht wie bei einem Vollbad. Wieviel Wasser ein Mensch beim Duschen verbraucht, hängt auch von der Dauer ab. Auch hier ist mit zunehmendem Alter eine Abnahme zu erkennen. Während fast die Hälfte (48 %) der 18- bis 39-Jährigen angeben, zwischen zehn und 20 Minuten oder länger zu duschen, braucht die Mehrheit der 40- bis 79-Jährigen nur fünf bis zehn Minuten unter der Dusche.

Beim Geschirr- und Wäschewaschen sind die Jüngeren besonders fleißig. Unter den 18- bis 39-Jährigen, in deren Haushalt auch am häufigsten Kinder leben, ist die Spülmaschine bei 66 % mehrmals wöchentlich im Einsatz. Die 65- bis 79-Jährigen nutzen nur zu 34 % die Spülmaschine mehrmals wöchentlich. Auch Ihre Wäsche waschen 55 % aller Befragten mehrmals in der Woche. Diese Tätigkeit ist bei den Jüngeren mit 70 % wieder ausgeprägter als bei den Älteren mit 32 %. Stefan Liehr zur Einordnung: „Diese Zahlen korrelieren mit den unterschiedlichen Haushaltsgrößen, da meist bei den jüngeren Altersgruppen Kinder mit im Haushalt leben und mit zunehmendem Alter die Personenzahl im Haushalt abnimmt.“

Befragungsergebnisse offenbaren Hebel zum Wassersparen

Zwar duschen die Befragten eher als dass sie baden, aber mit 43% hat ein erheblicher Anteil einen Regenduschkopf im Bad, von denen 7% während der Corona-Pandemie angeschafft wurden. Gegenüber einem herkömmlichen Duschkopf verbrauchen Regenduschköpfe bis zu dreimal mehr Wasser pro Minute.

Auch haben lediglich zwei Drittel der Befragten eine Toilette mit Spartaste. „Diese Zahl hat mich überrascht, denn ich war der Auffassung, dass diese Ausstattung mittlerweile Standard wäre“, so Nathalie Leroy. Mit einer Spartaste kann ein Spülvorgang von neun bis 14 Liter auf drei bis sechs Liter reduziert werden. „Hier zeigt sich sehr gut, dass die technische Ausstattung noch nicht überall ausgereizt ist“, ergänzt Stefan Liehr. „Aber nicht jede Einzelperson kann diesen Hebel zum Wassersparen in Eigenregie umsetzen, sondern hier sind Vermieter und Wohnungsbaugesellschaften gefragt, Wohnungen entsprechend mit wassersparendenden Armaturen auszustatten.“

Auch beim Geschirrspülen hat die Umfrage Wassersparpotenzial offengelegt. 41 % der Spülmaschinenbesitzer geben an, ihr Geschirr vorzuspülen, bevor sie es in die Spülmaschine geben. „Dies ist nicht nötig“, erklärt Liehr. „Anstatt doppelt Wasser zu verbrauchen, sollten sorgfältig alle Essensreste entfernt und im Bioabfall entsorgt werden. Den Rest übernimmt die Maschine.“

Jüngere sehen bei sich merklich größeres Wassersparpotenzial

Insgesamt machen sich die Befragten wenig Sorgen um die Versorgungssicherheit mit Wasser in Hamburg, denn nur 17 % drücken Besorgnis aus. Aus ökologischen Gründen hält es die Mehrheit (76 %) dennoch für notwendig Wasser zu sparen. Wobei die 65- bis 79-Jährigen zu 80 % finden, dass sie bereits das volle Sparpotenzial ausgeschöpft haben. Bei den 18- bis 39-Jährigen sehen das nur etwas mehr als die Hälfte so (55 %) und denken, dass sie ihren persönlichen Wasserverbrauch im Alltag reduzieren sollten. „Diese Selbsteinschätzung deckt sich mit dem tatsächlichen Verbrauchsverhalten, wonach der Wasserverbrauch in jungen Jahren höher ist und mit zunehmendem Alter abnimmt“, fasst Nathalie Leroy zusammen. „Daher ist dieser Vorsatz der Jüngeren aus unserer Sicht begrüßenswert. Genau für diesen Zweck haben wir auf unserer Homepage auch einige Tipps zusammengestellt, die helfen Wasser im Alltag zu sparen.“

Viele Befragte setzen einige der Wasserspartipps bereits um oder wären auch bereit, diese noch stärker zu tun. Um Wasser einzusparen versuchen die Hamburger vor allem das Wasser beim Zähneputzen oder Einseifen nicht unnötig laufen zu lassen, kürzer zu duschen und die Spartaste der Toilette oder Eco-Optionen an Spül- und Waschmaschinen zu benutzen.

Außer Poolbesitzer finden alle Befragten: Falls nötig, die Befüllung von Pools als erstes rationieren

Sollte es aber einmal zu einer extremen Wasserknappheit kommen, sind die Befragten sich über alle Altersgruppen hinweg einig, dass dann zunächst die Befüllung von Pools rationiert werden sollte. Diese Meinung teilen insgesamt mehr als zwei Drittel (69 %) der Befragten. Lediglich unter Poolbesitzern zeigt sich ein etwas anderes Bild: Bei ihnen würden sich nur 42 % als erstes bei den Pools einschränken wollen und sprechen sich stattdessen eher dafür aus, zunächst die Bewässerung öffentlicher Grünflächen zu rationieren.

Um drastische Maßnahmen wie Rationierungen zu vermeiden, appelliert HAMBURG WASSER an alle Wassernutzer, insbesondere im Hochsommer sparsam mit Wasser umzugehen. Das schließt Nutzungsgruppen wie Landwirtschaft und industrielle Verbraucher mit ein. „Auch wir als Versorger leisten unseren Beitrag, denn Wassersparen ist eine Gemeinschaftsaufgabe und gemeinsam müssen wir dafür sorgen, den Wasserstress zu reduzieren,“ so Leroy. „Wir tun gut daran, uns frühzeitig anzupassen und Spitzenverbräuche zu senken, um Versorgungsengpässe zu vermeiden.“

Studienhintergrund:

An der repräsentativen Umfrage mittels Online-Interviews nahmen 1.002 in Hamburg wohnende Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren teil. Die Befragung wurde von Mindline im Auftrag von HAMBURG WASSER im Zeitraum vom 6. bis 20. Juni 2021 durchgeführt und vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung wissenschaftlich begleitet.

Über die Hamburger Wasserwerke GmbH

HAMBURG WASSER ist der Gemeinschaftskonzern der Hamburger Wasserwerke GmbH und der Hamburger Stadtentwässerung AöR. Das Unternehmen versorgt rund zwei Millionen Menschen in der Hamburger Metropolregion mit bestem Trinkwasser und reinigt das Abwasser. Darüber hinaus bringt HAMBURG WASSER seine über 160-jährige Erfahrung in der Wasserwirtschaft in Projekten im In- und Ausland ein.

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