Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), unterstützt die Initiative der christlichen Kirchen in Deutschland, der Flutkatastrophe vom Juli 2021 in einem Gottesdienst zu gedenken. Im Anschluss an diesen Gottesdienst am Samstag, 28. August, 10 Uhr, im Aachener Dom spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das verdeutliche, so Sternberg, „dass die Flut nicht nur Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz getroffen hat, sondern bis heute in ganz Deutschland Erschrecken und Solidarität mit den Betroffenen auslöst“.

Sternberg erklärte, es sei unendlich schwer, „umzugehen mit dem Unverfügbaren, mit dem, was uns als Menschen geschehen kann und geschieht“. Wer in dieser Flut alles verloren habe, könne schwer Trost finden. Es gebe keine Erklärung dafür, warum es den einen getroffen habe und den anderen nicht. Umso mehr seien Menschen mit schweren Schicksalen der Zuwendung bedürftig. „Es ist sehr wichtig, dass zu diesem Gottesdienst Betroffene, Helferinnen und Helfer, auch Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger eingeladen sind“.

Die Notfallseelsorge sei über die ersten Wochen hinaus gefragt. Zwar lichte sich das Chaos langsam, gingen die Aufräumarbeiten voran, doch brauche die Seele lange Zeit, um hinterherzukommen. Es werde deutlich, dass das Sterben sich nicht so schnell verdrängen lasse, wie es in unserer Gesellschaft häufig erwartet werde. „Es geht nicht alles einfach so weiter wie vor der großen Flut. Die Einschnitte im Leben vieler sind zu groß.“

Mit Machbarkeitsdenken sei der Katastrophe nicht zu begegnen. Zwar sei es dringend nötig, Notfallpläne neu aufzustellen, den Katastrophenschutz zu stärken und Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zu leisten, doch könne auch das nicht verhindern, dass neue Ausnahmesituationen die Zukunft bestimmten. „Der Klimawandel ist in vollem Gange. Wetterextreme werden uns weiter begleiten.“ Dem Klimaschutz müsse deshalb hohe Priorität eingeräumt werden.

Den unmittelbar Betroffenen müsse jetzt unbürokratisch und schnell geholfen werden. Aber Geld allein reiche nicht. „Es ist nicht zuletzt Aufgabe der Kirche, auf Wunsch und Bedürfnis der Menschen hin Seelsorge zu leisten, die ihren Namen verdient. Dazu gehört das Zuhören, die manchmal widersprüchlichen Signale der Betroffenen deuten zu können, darauf richtig zu reagieren.“ Die kirchliche Sprache sei dabei zuweilen mehr Hindernis als Brücke. „Aber es sind wiederum oft Gläubige, ob ehren- oder hauptamtlich, die in persönlicher Nähe und Zuwendung diese Barrieren überwinden können. Sie sind Experten für die Vielfalt des Lebens“, so Sternberg. Menschen, die nun Zuwendung brauchten, hätten keinesfalls immer Gott im Gepäck. „Sich auf sehr verschiedene Denkweisen einstellen zu können, ist eine große Stärke der Notfallseelsorge. Sie fragt nicht nach Bekenntnis, sondern nach konkreter Not.“  

 

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