Der durch den Klimawandel notwendige Transformationsprozess von Wirtschaft und Gesellschaft ist eines der zentralen Anliegen der Ampelkoalition. Und bereits die Eröffnungsbilanz des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im ersten Quartal dieses Jahres zeigt, dass die Umsetzungsgeschwindigkeit deutlich erhöht werden muss, will man eine Chance haben, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Den kleinen und mittleren Betrieben des Ausbauhandwerks kommt dabei, insbesondere im ausschlaggebenden Gebäudesektor, eine zentrale Rolle zu, denn ihre Arbeitskraft wird den Prozess ermöglichen und ihre Leistungsfähigkeit ist entscheidend für die Umsetzungsgeschwindigkeit.

Damit das Tischler- und Schreinerhandwerk die Herausforderungen im Bereich der Klimapolitik und der energetischen Gebäudesanierung bewältigen kann, hat Tischler Schreiner Deutschland zusammen mit drei weiteren Berufsverbänden und der IG Metall eine Initiative gestartet, um gemeinsam mit der Politik die grundlegenden Strukturdefizite im Bereich der Fachkräftesicherung und -gewinnung anzugehen. Hierzu zählt insbesondere das Schließen der Fachkräftelücke, die in den sanierungsrelevanten Handwerksberufen schon heute auf bis zu 190.000 angewachsen ist.

Warum ist der Gebäudesektor so wichtig?

Etwa 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland geschieht in Gebäuden. Doch vor allem ein Sanierungsstau bei den 19,2 Millionen Wohngebäuden bedroht die Klimaziele. Durch mangelnde Sanierungen – zum Beispiel im Fensterbereich – und veraltete Energietechnik sind diese für bis zu 30 Prozent der Treibhausgase in Deutschland verantwortlich. Während die Bundesregierung bis 2045 Klimaneutralität anstrebt, hat sie im Gebäudesektor die Klimaziele 2020 und 2021 deutlich verfehlt. Gleichzeitig droht die Verteilung der Transformationskosten die angespannte Situation sozial zu verschärfen. In einer gemeinsamen Erklärung zur energetischen Gebäudesanierung – als erster Aufschlag für weitere Fachgespräche mit den politischen Spitzen – erheben die Sozialpartner unter anderem fünf konkrete Forderungen, um mit aktiver Unterstützung der Politik eine Fachkräfte- und Klimawende zu erreichen:

  1. Ausbildung und Qualifizierung: Berufsschulen, Kompetenzzentren und Bildungseinrichtungen des Handwerks arbeiten bereits heute personell und technisch an der Belastungsgrenze und brauchen bessere Ausstattungen. Die Politik muss für eine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung sorgen. Alle beruflichen Bildungswege verdienen ein Klima der Wertschätzung. Dafür ist ein Ausbau des Aufstiegs-BAföGs und die Freistellung von Kosten für Fort- und Weiterbildungen – wie zum Beispiel die Meisterausbildung – notwendig. Außerdem muss in die technische Ausstattung investiert werden.
  1. Sofortprogramm: Die Bundesregierung ist aufgerufen, Energieeffizienz, die Dekarbonisierung der Wärmenetze und ein neues Gebäudeenergiegesetz mit konkreten Zielen und Zahlen zu hinterlegen. Dazu zählen klare Umsetzungsschritte und verlässliche Sanierungsförderungen. Zudem muss die Politik – im Zuge ihres Monitorings zur Umsetzung der Klimaziele – auch die Fachkräftesituation kontinuierlich und transparent bewerten.
  1. Digitalisierung: Dringend erforderlich für die gebäudetechnischen und Ausbauhandwerke sind optimale, digitale Ökosysteme zur Vernetzung von Handwerkern und weiteren Akteuren wie Energieberatern, Genehmigungsbehörden und Fördermittelgebern, um effizient und fachübergreifend zusammenarbeiten zu können.
  1. Tarifbindung: Die Fachkräftesicherung im Handwerk gelingt insbesondere mit guten und tariflich abgesicherten Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Staatlich geförderte Sanierungsmaßnahmen müssten deshalb für einen fairen Wettbewerb an die Tarifbindung der Unternehmen gekoppelt werden.
  1. Branchendialog: Tischler Schreiner Deutschland erwartet einen Branchendialog mit der Politik, um belastbare Vereinbarungen im Sinne der Fachkräftesicherung und der Klimaziele zu treffen.

„Eine gut überlegte Investition steigert die Chance auf Erfolg. Die Investition in Fachkräfte garantiert den Erfolg.“
Statement von TSD-Präsident Thomas Radermacher

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