Die Inflationserwartungen der vom ZEW Mannheim befragten Finanzmarktexpertinnen und -experten für den Euroraum gehen zum ersten Mal seit langem spürbar zurück. Die Inflation soll in den kommenden Jahren Schritt für Schritt zurückgehen. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte allerdings frühestens 2026 erreicht werden. Viele Befragte blicken weiterhin besorgt auf die Entwicklung der Löhne im Euroraum, die Konjunkturentwicklung trägt aber vermehrt zu rückläufigen Inflationserwartungen bei. Für das Jahr 2023 erwarten die Expertinnen und Experten keine deutlichen Zinssprünge mehr von der EZB. In den Jahren 2024 und 2025 sollen die EZB-Zinsen schrittweise fallen. Dies sind die Ergebnisse der Sonderfrage des ZEW-Finanzmarkttests vom August 2023, in der die Befragten ihre Einschätzung der Inflations- und Leitzinsentwicklung in der Eurozone für den Zeitraum 2023 bis 2025 abgaben.

„Nachdem im Mai 2023 erstmals kein weiterer Anstieg der Inflationserwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -experten verzeichnet wurde, sinken sie nun im August 2023 das erste Mal merklich. Die Inflationserwartungen bleiben zwar auf einem hohen Niveau, sodass die Inflationsraten bis zum Jahr 2025 weiterhin deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der EZB liegen dürften, jedoch zeichnet sich durch die vergangenen beiden Umfragen eine Trendwende ab“, kommentiert Dr. Frank Brückbauer, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte“ das Ergebnis. „Die Entwicklung der Löhne im Euroraum bleibt weiterhin ein wichtiger Inflationstreiber. Gleichzeitig nimmt die konjunkturelle Lage im Euroraum der Inflation ein wenig den Wind aus den Segeln.“

Rückgang bei Inflationserwartungen nimmt Fahrt auf

Die Finanzmarktexpertinnen und -experten erwarten in der Umfrage vom August 2023 für die Jahre 2023, 2024 bzw. 2025 im Median Inflationsraten von 5,5, 3,3 bzw. 2,5 Prozent. Die Mehrheit geht somit weiterhin davon aus, dass die EZB im Zeitraum 2023 bis 2025 ihr Inflationsziel von zwei Prozent nicht erreichen kann. Dennoch gehen die Inflationsprognosen zum ersten Mal seit langem spürbar zurück. So betrugen die Medianprognosen für die Jahre 2023, 2024 bzw. 2025 im Mai 2023 noch 5,8, 3,7 bzw. 2,5 Prozent.

Löhne bleiben Inflationstreiber, Konjunktur bremst

Wie bereits in der Umfrage vom Mai 2023 bleiben die Löhne die größten Inflationstreiber. Eine Mehrheit von 53 Prozent der Finanzmarktexpertinnen und -experten gibt an, dass sie ihre Inflationsprognosen aufgrund der Entwicklung der Löhne seit Mai 2023 erhöht haben. In der vergangenen Umfrage waren es allerdings noch rund 70 Prozent davon überzeugt. Parallel dazu wirkt sich die Konjunktur den Befragten zufolge eher negativ auf die Inflationsprognosen aus. Rund 47 Prozent berichten, dass sie ihre Inflationsprognosen aufgrund der konjunkturellen Lage gesenkt haben.

ÜBER DIE BEFRAGUNG
Der ZEW-Finanzmarkttest ist eine seit Dezember 1991 durchgeführte Umfrage, in der monatlich die Erwartungen über die Entwicklung wichtiger internationaler Volkswirtschaften erhoben werden. Derzeit sind dies Deutschland, das Eurogebiet, die Vereinigten Staaten von Amerika sowie China. Insgesamt besteht das Panel aus etwa 350 Finanzanalysten aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen. Angesprochen werden die Experten/-innen der Finanz-, Research- und volkswirtschaftlichen Abteilungen sowie der Anlage- und Wertpapierabteilungen dieser Unternehmen. Die meisten Teilnehmer/innen kommen aus Deutschland.

Die Finanzexpertinnen und -experten werden nach ihren Erwartungen gefragt, die sie auf einen Horizont von 6 Monaten hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden sie um eine Einschätzung der Ertragslage in 13 deutschen Branchen gebeten. Neben einem festen Umfrageteil werden laufend zu aktuellen Themen Sonderumfragen durchgeführt. Aus den Erwartungen der Finanzmarktexperten/-innen zur Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland werden die ZEW-Konjunkturerwartungen berechnet, die sich als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung („ZEW-Index“) etabliert haben. Das ZEW kommuniziert die Ergebnisse des Finanzmarkttests darüber hinaus ausführlich im monatlich erscheinenden ZEW-Finanzmarktreport.

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

Forschungsfelder des ZEW
Altersvorsorge und nachhaltige Finanzmärkte; Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen; Digitale Ökonomie; Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Marktdesign; Umwelt- und Klimaökonomik; Ungleichheit und Verteilungspolitik; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft.

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