Tatsächlich schreitet Baden-Württemberg angesichts des wachsenden Bio-Trends mit seinem Projekt der Bio-Musterregionen ambitioniert voran. In mittlerweile 14 ausgewählten Regionen wird die Ökowirtschaft verstärkt gefördert, Ackerbau ebenso wie Nutztierhaltung. „Nachfrageorientiert, nicht produktionsorientiert“, wie der Agrarminister betont. „Das heißt, wenn die Verbraucher mehr Bio nachfragen, dann wollen wir die Landwirte auch dabei unterstützen. Gerade in den Städten sehen wir eine hohe Nachfrage nach Bio-Produkten.“
Die Förderung von mehr Tierwohl habe man dabei stets im Blick, doch es gebe Hürden: „Das Emissionsschutzrecht wird zum Bremser im Tierwohl“, so Hauk. „Ich bin froh, dass die neue Koalition das erkannt hat. Wir waren in der Agrarministerkonferenz vor einem halben Jahr einstimmig der Meinung, wir brauchen ein ‚Abwägungskriterium Tierwohl‘ im Emissionsschutzrecht, sonst kommen wir nicht weiter. Und ich kann ja übrigens auch einen konventionellen Stall bauen, der mit hohen Tierwohlstandards ausgerüstet ist.“
Staatliche Förderung heizt den Bio-Trend weiter an
Professor Ströbel bestätigt: „Man kann auch ohne Bio für mehr Tierwohl sorgen und hat dann die vielen Nachteile nicht, für die Bio sorgt.“ Denn der Agrarökonom kritisiert den wachsenden Bio-Trend und dessen generelle staatliche Förderung deutlich. „Wenn der Verbraucher besser über Bio informiert wäre, würde er Bio nicht in dem Maße nachfragen. Bio ist in keiner Weise so umweltfreundlich, wie das immer dargestellt wird“, so der frühere Fachbereichsleiter Landwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie Hochschul-Vizepräsident: „Der Biolandbau hat die doppelten Produktionskosten und halben Erträge wie die konventionelle Landwirtschaft. Je mehr Fläche wir benötigen, umso weniger Fläche haben wir übrig für umweltfreundliche Landnutzung von Wald bis Bio-Energie.“
Bio sei eine ideologisch geprägte Wirtschaftsweise, die nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiere. Der Staat solle sie tolerieren, aber nicht weiter fördern. „Wenn der Staat Bio so stark fördert, dann setzt er damit auch Signale für den Konsumenten, dies stärker nachzufragen.“ Der Staat habe die Aufgabe, die Menschen besser zu informieren, und nicht den Interessensgruppen nachzugeben, die an Bio verdienen. Ströbels Forderung: „Wir sollten stattdessen den ökologischen Ausbau der konventionellen Landwirtschaft vorantreiben.“
Digitale Technologien sind mögliche Versöhner im Konflikt
Agrarminister Hauk hält dagegen, es sei Aufgabe des Staates, die Bürger über Risiken zu informieren. „Ich sehe aber in der biologischen Produktionsweise kein Risiko, wir sehen das auch nicht ideologisch. Bio ist eine gleichberechtigte Wirtschaftsweise, und der Produzent kann sich individuell entscheiden, ob er seinen Betrieb umstellt oder nicht. Am Ende wird er eine betriebliche Entscheidung treffen, die natürlich auch die Preisentwicklung an den Märkten inkludiert.“ Zudem gibt Hauk zu bedenken: „Wir leben nicht in einem Wissenschaftsraum, sondern in einem demokratischen Gemeinwesen, und da gibt es gesellschaftspolitische Strömungen, denen die Politik Rechnung tragen muss.“
Nüchtern kalkulierter Produktionsvorteil oder Ausdruck eines ideologisch gefärbten Lebensstils – es spielen zahlreiche Facetten in das Thema Bio mit hinein. Eine mögliche Annäherung im Konflikt „Bio versus konventionell“ sehen indes beide Diskutanten im vermehrten Einsatz digitaler Technologien. Diese könnten beispielsweise dazu beitragen, die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln künftig stark zu minimieren. „Durch technischen Fortschritt und Innovation werden sich in der Zukunft biologische und konventionelle Wirtschaftsweise sehr weit annähern“, ist Peter Hauk überzeugt.
Hintergrund Bio-Trend
Bio ist im Trend. 64 Prozent der deutschen Verbraucher geben an, beim Lebensmitteleinkauf auf das Bio-Siegel zu achten. Das ist ein Ergebnis des Ernährungsreports 2021, den das Bundeslandwirtschaftsministerium herausgegeben hat. Starke Zahlen nennt auch der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft in seiner Branchenbilanz 2020: In Deutschland entschieden sich mehr als 8.000 Betriebe in den vergangenen fünf Jahren für Öko-Landwirtschaft und im Jahr 2020 konnte der Lebensmitteleinzelhandel seine Umsätze mit Bio-Lebensmitteln und -Getränken um 22 Prozent steigern.
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