„Das Frühjahr hat unsere Erwartungen übertroffen“, fasst Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage für das zweite Quartal zusammen. 75 Prozent der Betriebe bewerten die Geschäftslage als gut, sieben Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Nochmals zugenommen hat die Auslastung: jedes zweite Unternehmen arbeitet an seinen Kapazitätsgrenzen.

40 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb verzeichneten in den vergangenen drei Monaten höhere Auftragseingänge. Deutlich über dem Durchschnitt liegen die Baubetriebe, von denen 56 Prozent Zuwächse melden. Die Unternehmen profitieren von einer hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien und den Investitionen von Wirtschaft und öffentlicher Hand. Gut ein Drittel der Umsätze entfällt auf den Wohnungsbau (Vorjahr: 28 Prozent). Der Anteil von Gewerbeimmobilien und Infrastrukturmaßnahmen stieg im Vergleich zum Vorjahr von knapp 16 Prozent auf 31 Prozent.

Neun von zehn Baubetrieben sind mit der aktuellen Geschäftslage rundum zufrieden. Dahinter folgen die gewerblichen Zulieferer und die Gesundheitshandwerker (jeweils 82 Prozent) sowie die Ausbaugewerke (79 Prozent). Im Kfz-Gewerbe sind es 70 Prozent, geringfügig weniger als im Vorjahr. „Besonders erfreulich ist die positive Stimmung der Metall- und Elektrobetriebe“, so Herrmann. „Die zuletzt abgeschwächten Wachstumsraten in der Gesamtwirtschaft haben sich bislang nicht auf die Zulieferer in der Region ausgewirkt.“

Die Handwerksbetriebe konnten in den vergangenen Wochen ein sattes Auftragspolster aufbauen. Der durchschnittliche Auftragsbestand aller Gewerke beträgt zehneinhalb Wochen, eine Woche mehr als im Vorjahresquartal. Jedes zweite Unternehmen arbeitet unter Volllast (Vorjahr: 45 Prozent), 15 Prozent aller Betriebe gehen zurzeit über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus.

Indes haben sich die Umsätze schwächer entwickelt, als es die zunehmende Nachfrage vermuten ließe. Dies gelte beispielsweise selbst für gut ausgelastete Branchen, wie das Ausbauhandwerk, so Herrmann. „Während der Auftrag vom Privatkunden sich für Maler und Schreiner in der Regel rechnet, ist es für die Betriebe bei größeren Objekten mitunter schwierig, auskömmliche Preise zu erzielen.“

Die stabile wirtschaftliche Lage hat zu zusätzlichen Arbeitsplätzen geführt. Jeder zehnte Betrieb meldet Einstellungen. Allerdings bleibt der Beschäftigungsaufbau deutlich hinter den Prognosen vom ersten Quartal zurück. Damals wollten 15 Prozent der Betriebe weitere Mitarbeiter einstellen. Herrmann überrascht diese Entwicklung nicht. Ursache sei der Mangel an Fachkräften, der sich längst zu einem Wachstumshemmnis entwickelt habe. „Viele Unternehmen suchen händeringend Personal, doch es fehlen qualifizierte Bewerber“, betont Herrmann. In den nächsten Wochen wollen sich 15 Prozent der Betriebe auf Personalsuche begeben.

Der Ausblick für das Sommerquartal fällt zuversichtlich aus. 70 Prozent der Befragten gehen von einer stabilen Entwicklung der Geschäfte aus, jeder fünfte Handwerksbetrieb sieht noch Luft nach oben. Besonders optimistisch äußern sich die Bauhandwerker, die Nahrungsmittelbetriebe und die Zulieferer. Jeder vierte Metall- und Elektrobetrieb in der Region rechnet mit einer nochmaligen Verbesserung.

Die 13.600 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro, beschäftigen über 78.000 Mitarbeiter und bilden rund 4.900 junge Menschen aus.

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