In Deutschland sind mittlerweile 12% aller Auszubildende älter als 30, eine wachsende Zahl von ihnen sogar über 40. Gerade soziale Berufe sind für Menschen, die sich umorientieren wollen, attraktiv – und für Arbeitgeber wie die Caritas sind ältere Azubis eine Chance.

Bianka Klanke (50) befindet sich seit über zwei Jahren in der Ausbildung zur Pflegefachfrau bei der Caritas in Düsseldorf. Nach ihrem Abitur lernte Bianka zunächst Werbefachfrau, absolvierte ein Studium zur Kommunikationswirtin, anschließend arbeitete sie lange in einer großen Düsseldorfer Werbeagentur. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder waren die Arbeitszeiten in der Agentur mit ihrem Muttersein schlecht vereinbar und sie stieg in die Modebranche ein. Anschließend verkaufte sie 15 Jahre lang exklusive Mode, unter anderem war sie auf der Düsseldorfer Königsallee Filialleiterin in einer inhabergeführten Modeboutique. Bianka zweifelte mit der Zeit immer mehr an der Sinnhaftigkeit ihres Berufes: „Beim Verkaufen kam ich mir oft blöd vor, wenn Kundinnen beispielsweise für ein Kleid ein halbes Monatsgehalt von mir ausgegeben haben.“

„Im Corona-Lockdown musste ich mich entscheiden, was ich wirklich will“

Mitten im Corona-Lockdown im März 2020 erhielt Bianka, damals 48 Jahre alt, ihre Kündigung, da die Boutique in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. „Für mich stand fest: Ich möchte etwas Sinnvolles machen – anderen Menschen helfen." „Meine über 90-jährige Großmutter sagte zu mir: Werde doch Altenpflegerin, das wäre etwas, was gut zu Dir passt“, erzählt sie. Und Bianka merkte, dass an diesem Gedanken etwas dran sein könnte, auch weil sie die Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten von alten Menschen gut kennt. „Wenn ich morgens mit dem Rad zur Arbeit gefahren bin, fuhr ich immer an einem Altenzentrum der Caritas vorbei. Jedes Mal habe ich gedacht: Das würde mich reizen, dort zu arbeiten.“

„Das Jobcenter bezuschusst mein Ausbildungsgehalt mit einem Bildungsgutschein“

Im April 2020 ist es dann so weit: Bianka entscheidet sich für die neue generalistische Ausbildung als Pflegefachfrau. Bis zum Ende der Ausbildung erhält sie einen sogenannten Bildungsgutschein, womit der Azubigehalt deutlich aufgestockt wird und weitere Zusatzkosten abgedeckt sind. „In der Summe erhalte ich monatlich fast genauso viel, wie in einem Job in der Modebranche“, berichtet sie.

„Ich kann mich gut in die Senioren hineinversetzen und biete Lebenserfahrung und Geduld“

„Es war nicht einfach für mich, nach so vielen Jahren wieder in die Schule zu gehen. Schließlich bin ich die Älteste in der Pflegefachschule und muss auch das Lernen wieder lernen“, erzählt Bianka. Die Bewohner:innen des Altenzentrums und ihre Kolleg:innen schätzen Biankas Lebenserfahrung und ihre Geduld. „Ich kann mich gut in die Bewohnerinnen und Bewohner hineinversetzen, weiß was sie sich wünschen und was ihre Bedürfnisse sind.“ Die tägliche Arbeit in der Pflege sei zudem, aufgrund der vielen technischen Hilfsmittel wie Patientenlifter, Pflegebetten oder Rollstühle, körperlich gar nicht so anstrengend, wie viele es vielleicht meinen.

„Vor den Abschlussprüfungen habe ich Respekt, aber ich weiß, dass ich es schaffe“

Mittlerweile ist Bianka 50 Jahre alt und in ihrem dritten und letzten Ausbildungsjahr, im nächsten Sommer stehen ihre Abschlussprüfungen an: „Ich habe Respekt vor den ganzen Prüfungen, aber ich weiß, dass ich das schaffe.“ Anschließend möchte sie gern bei der Caritas als Pflegefachkraft anfangen und ihre Chancen stehen hierfür sehr gut. Und wo? „Natürlich in dem Düsseldorfer Altenzentrum, an dem ich früher jeden Tag mit dem Rad vorbeigefahren bin.“

125 Lösungen für eine bessere Welt: Innovativ, nachhaltig, passgenau und lösungsorientiert – das ist der Anspruch an unsere „125 Lösungen für eine bessere Welt“, um den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Wir zeigen unter dem Motto #DasMachenWirGemeinsam eine Auswahl aus Caritas-Angeboten und Projekten in zehn Themenfeldern.

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